In der Griechenland-Krise müssen auch die Banken zahlen. Wenn die Verantwortlichen für die Malaise von Athen nicht zur Rechenschaft gezogen und die angedrohten Sparmaßnahmen nicht scharf kontrolliert werden, wird die griechische Krise zum Sündenfall.

Für die EU, für die Mitgliedsländer, für den Steuerzahler. Geld allein kann kein Allheilmittel sein. Sonst greifen demnächst Italiener, Spanier oder Portugiesen, die ebenfalls in der Klemme stecken, noch ungenierter in die Steuerkassen.

Der Steuerzahler, das muss die Lehre aus der Griechenland-Pleite sein, darf nicht, wie noch in der Finanzkrise, schon wieder der Dumme sein.

In Athen haben sich, salopp formuliert, Politik, Bürokratie und Privatwirtschaft in nahezu krimineller Weise der gemeinschaftlichen Verschwendung von Steuergeldern und EU-Subventionen schuldig gemacht. Brüssel und die europäischen Regierungschefs haben dabei entweder tatenlos zugesehen oder bei den Schummeleien mindestens alle Augen zugedrückt.

Europas Banken haben Milliarden um Milliarden nach Athen gepumpt, zu immer höheren Zinsen, versteht sich. Bei französischen Geldinstituten stehen die Hellenen mit etwa 70, bei deutschen mit fast 40 Milliarden Euro in der Kreide.

Was die Regierenden in Athen gemacht haben, würde im normalen Leben schlicht als Insolvenzverschleppung geahndet werden müssen. Für die EU und ihre Regierungschefs käme wahrscheinlich der Tatbestand der Beihilfe oder, wenn es so etwas in der Juristerei gäbe, der Tatbestand der Unterlassung durch angestrengtes Wegsehen infrage. Bei den Banken wäre es entweder Beihilfe oder Hehlerei - mit ihren Milliarden-Krediten haben sie die Athener Gaunereien tatkräftig unterstützt, im steten Glauben, die Griechen könnten nicht pleitegehen, die EU würde schon helfen.

Das tun jetzt Brüssel und die anderen Mitgliedstaaten - und ihnen bleibt wohl nichts anderes übrig, als mit Athen auch gleich den Euro und die europäische Idee zu retten.

Aber warum kommen die, die durch ihr schamloses Treiben den Schaden in Athen angerichtet haben, nicht vor Gericht? Warum für die Hellenen-AG nicht eine geordnete Insolvenz, wie sie der damalige Wirtschaftsminister für Opel noch für angebracht hielt?

Im wirklichen Leben bekommen die Gläubiger nach ihrem Gang zum Konkursrichter zwischen 30 und 50 Prozent ihrer Forderungen erfüllt. Mit einem freiwilligen Schuldenerlass in dieser Höhe oder einer langfristigen Zins- und Tilgungsaussetzung wären die Banken noch gut bedient.

Die Ersten reden schon wieder von einem systemischen Fall, der den Beitrag des Steuerzahlers erforderlich macht. Zur Erinnerung: Bei der argentinischen Pleite ist es schließlich auch nicht zu einem internationalen Bankenfiasko gekommen.

Sonst reiben sich heute ausgerechnet die Banken die Hände, die der Steuerzahler erst vor Kurzem mit Hunderten von Steuermilliarden gerettet hat. Diese sind nämlich jetzt die größten Gläubiger der Griechen.