Peter Altmaier ist jetzt das, was Jürgen Trittin mal war: Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Auf den ersten Blick haben Peter Altmaier und Jürgen Trittin nichts gemein. Der schwarze Bonvivant aus dem Saarland und der alerte Grüne aus Bremen. Trittin ist gefühlt immer schon da gewesen, Altmaier kam erst spät aus der politischen Kulisse. Im September 2009, als er den Job des Ersten Parlamentarischen Geschäftsführers in der Unionsfraktion übernahm.

Seitdem ist Peter Altmaier zunehmend häufig Gast in den verschiedenen Talkshows gewesen. Und egal, ob es um die Euro-Krise oder die Wulff-Affäre ging: Altmaier erwies sich als Fels in der Brandung. Er erklärte schwierige Zusammenhänge und unpopuläre Entscheidungen. Er machte das ausgesprochen souverän, und deshalb kannte man immerhin sein Gesicht, als er in dieser Woche zum Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit aufstieg, nachdem die Kanzlerin Norbert Röttgen den Stuhl vor die Tür gestellt hatte.

Altmaier ist jetzt das, was Trittin mal gewesen ist. Wovon der, was sein Renommee betrifft, bis heute zehrt. Denn unter dem grünen Minister Trittin ist ja Ende der 90er-Jahre der Atomausstieg beschlossen worden.

Erstaunlicherweise ist er immer noch da. Seit 2009 teilt er sich den Bundestagsfraktionsvorsitz mit Renate Künast. Und im Vergleich mit dieser grünen Trompete erweist sich der einstige Streithansl inzwischen fast schon als Meister der bedachteren Töne. Vielleicht liegt es daran, dass er nach der Abwahl von Rot-Grün im September 2005 etwas in der Luft gehangen hat. Manche Parteifreunde hätten Trittin damals gern von hinten gesehen. Als Joschka Fischer vor der Fraktion verkündete, er werde nun Jüngeren Platz machen, giftete die Urgrüne Antje Vollmer: "Das gilt auch für dich, Jürgen!" Das muss schmerzhaft gewesen sein. Trittin hat damals über seinen Rückzug aus der Politik nachgedacht.

Zum Glück hat er sich fürs Weitermachen entschieden, denn Figuren wie ihn gibt es nicht mehr viele in den Parteien, die alles aussortieren, was Ecken und Kanten hat. Die "tageszeitung" hat Jürgen Trittin deshalb bewundernd einen "Retro-Star" genannt, und tatsächlich wird Trittin der Erste sein, der sich ein Ministeramt aussuchen kann, wenn die Grünen den Sprung in die Bundesregierung im Herbst 2013 schaffen.

Apropos Star: Im Vergleich zu seinem smarten Vor-Vor-Vorgänger - zwischen Trittin und Norbert Röttgen gab es noch den Bundesumweltminister Sigmar Gabriel - sieht Peter Altmaier nicht so aus. Er wirkt eher barock. Lebenslustig. Menschlich, hat ein Parteifreund mal gesagt, sei Peter Altmaier "eine Granate". Intellektuell ist er es auch. Das weiß jeder, der mal in den Morgenrunden gesessen hat, die Altmaier als Parlamentarischer Geschäftsführer abgehalten hat. Und nur selten, vielleicht nur im Fall von Thomas de Maizière, hat man vergleichbar Hymnisches anlässlich einer politischen Rochade gelesen. Einer wie Altmaier könne quasi jedes Ressort leiten, befand die "Welt". Und in der "Süddeutschen Zeitung" hieß es, Altmaier sei nicht nur politisch brillant und "blitzgescheit", sondern er habe auch noch einen feinen Charakter: "Er ist einer, der gut über die Menschen denkt und redet, auch über den politischen Gegner."

Intellektuell bewegen sich Altmaier und Trittin auf Augenhöhe. Altmaier gehört zu denen, die sich Schwarz-Grün gut vorstellen können. Er war Teil der legendären Bonner "Pizza-Connection", die sich im Ristorante Sassella traf, um Gemeinsamkeiten zwischen CDU und den Grünen auszuloten. Diese Tradition hat CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe in Berlin wieder aufleben lassen. Man trifft sich in der Kreuzberger Fichtestraße im Le Cochon Bourgeois, und bei diesem "bürgerlichen Schwein" handelt es sich zufälligerweise auch um das Lieblingsrestaurant von Jürgen Trittin. Der will von Debatten über schwarz-grüne Bündnisse - zumindest öffentlich - nichts wissen. Die könnten, meint er, vor einer Wahl "demobilisierend" wirken.

Grundsätzliche Absagen hören sich anders an, und einer wie Altmaier ist bekannt dafür, dass er genau hinhört.