Zur Entlassung von Norbert Röttgen als Bundesumweltminister:

Mit ihrer kalten Konsequenz setzt die Kanzlerin Maßstäbe. Illoyalität plus Erfolglosigkeit werden nicht geduldet, lautet Merkels Botschaft. Und: Die Chefin bin immer noch ich! Genau in diesem "immer noch" liegt das Problem. Hätte Merkel sich noch am Wahlabend von Röttgen getrennt, wäre es ihre Entscheidung gewesen. So aber agierte die Kanzlerin auch als Getriebene. Insofern ist ihr Entschluss Ausdruck von Stärke und Schwäche zugleich. Vielleicht war Mittwoch der Tag, an dem Merkels Göttinnen-Dämmerung begann.

WAZ (Essen)

Die Erschütterungen des politischen Bebens der Wahl in NRW haben mit dreitägiger Verzögerung Berlin erreicht. Sie haben solche Auswirkungen, dass die sonst so kühl abwartende Bundeskanzlerin eine hektische Entscheidung getroffen hat. Diesen Schritt wird die Kanzlerin noch bereuen. In der Politik spielen nicht nur Entscheidungen eine Rolle, sondern auch der richtige Zeitpunkt.

Neue Westfälische (Bielefeld)

Die Entlassung von Norbert Röttgen war alternativlos. Der Umweltminister, der für das katastrophale und historisch schlechte Ergebnis der stolzen NRW-CDU verantwortlich ist, war für Kanzlerin Merkel "irreparabel beschädigt". Ähnlich wie bei Guttenberg ist es nicht Merkel, die für das Karriereende die Verantwortung trägt. Diese Politiker sind an sich selbst gescheitert. An einer Mischung aus Hybris und Uneinsichtigkeit, die vor allem im männlichen Teil der konservativen Elite zu finden ist.

Rheinische Post (Düsseldorf)

Bei der Abkehr vom Atom und dem Aufbau der erneuerbaren Energien hakt es an allen Ecken und Enden. Röttgen trägt nicht allein die Schuld an Chaos, Versäumnissen und Verwirrung. Merkel hätte das richten müssen. Sie hat stattdessen einen Sündenbock gesucht. Ein Wahlverlierer kam ihr gerade recht.

Kölner Stadt-Anzeiger