Gauck in den Niederlanden

Wenn Kabarettisten Joachim Gaucks Freiheits-Pathos parodieren, kennen sie die Niederländer nicht. Dort hat die Freiheit einen weitaus wohlklingenderen Klang als hierzulande. Der „Tag der Befreiung“ am 5. Mai erinnert dabei nicht nur an das Ende der deutschen Besetzung, er beschwört die Freiheit – und es ist ein fröhliches Fest, auf dem dies geschieht. Die Niederländer feiern die Freiheit. Freiheit ist für sie mehr als ein Wort, gesprochen bei einer Gedenkstunde. Der Bundespräsident hat die frühe und starke Freiheitsliebe der Niederländer, den Strafgerichtshof in Den Haag und das weltweite Freiheitsstreben gewürdigt. Es ist gut, dass Gauck damit seinen Freiheits-Begriff auf diese Weise ausgeweitet hat. DIE WELT (BERLIN)

Zerfall der Parteien gefährlich

Die Krise lässt nicht nur bürgerliche Regierungen scheitern. In Spanien führten die miserablen Wirtschaftsdaten zu einem Wechsel von links nach rechts. Diese Umbrüche sind nicht bedrohlich. Gefährlich wird es, wenn die Krise nicht zum Wechsel, sondern zum Zerfall der Parteien führt. Gibt es weniger Geld zu verteilen, laufen die Gefolgsleute davon. Und suchen sich Patrons mit radikalen Ideen. Dann wird es gefährlich. NEUE ZÜRCHER ZEITUNG AM SONNTAG

Zur britischen Koalition

Die Regierung hat in den Augen der Bürger drei wesentliche Fehler: Sie ist uneinheitlich, inkompetent und hat keine Ideen mehr. Die Wähler haben an die Vorzüge einer Koalitionsregierung geglaubt, doch diese Liebesaffäre ist vorbei. Uns ist wieder eingefallen, warum wir seit dem Zweiten Weltkrieg keine Koalitionsregierungen gehabt haben. Sie bringen Mogelpackungen und Unentschlossenheit. Sie schaffen Misstrauen, und es fehlt die gemeinsame Zielvorstellung. Anders gesagt, sie funktionieren nicht. THE SUNDAY TIMES (LONDON)