Zur Präsidentenwahl in Frankreich

Sarkozy hat sich im Wahlkampf als sprunghafter und unzuverlässiger Partner erwiesen, der um die Stimmen der Rechtsextremen buhlt und dafür seine europäischen Lorbeeren aufs Spiel setzt. Einschneidende Reformen nach deutschem Beispiel hatte auch er nicht mehr im Köcher. Hollande ist kein linker Revoluzzer, er will Präsident aller Franzosen sein, und was aus seinen Versprechungen wird, muss sich zeigen. Aber er gilt als verlässlich und konsequent. Das sind keine ganz schlechten Voraussetzungen für die europäische Innenpolitik. DER TAGESSPIEGEL (BERLIN)

Nicolas Sarkozy unterschätzt die Wähler der Nationalistin Marine Le Pen nicht, aber in den Tagen vor der Stichwahl konnte er nicht einmal sie gewinnen. Er weiß, dass ohne deren Stimmen er mit Sicherheit verlieren wird, doch außer die Immigranten anzugreifen und zu versuchen, auf der Saite der französischen Identität zu spielen, tat Sarkozy nichts Innovatives, um seine Chancen zu vergrößern, im Élysée-Palast zu bleiben. KAPITAL DAILY (SOFIA)

Wenn Hollande die französischen Präsidentenwahlen wie erwartet gewinnt, bricht eine schwierige Periode an. Die französisch-deutsche Achse muss ein neues Gleichgewicht finden nach der Merkozy-Phase. Das ist an sich keine schlechte Sache. Bislang lag der Schwerpunkt zu einseitig auf einer orthodoxen Haushaltspolitik. Die Folge ist, dass wir dabei sind, uns totzusparen. Doch die Lösung liegt nicht im anderen Extrem. DE STANDAARD (BRÜSSEL)