Andreas S. ist 28 Jahre alt, leidet an Fettsucht - sein Leben ist eine Qual. Sein sehnlichster Wunsch: eine Magen-Verkleinerung.

Der Fall

Hamburg. Andreas S. ist 28 Jahre alt, sein Leben ist eine Qual - jetzt kämpft er für eine Operation. Der junge Mann hat Schmerzen im Rücken, in den Knien, Bluthochdruck und Atemnot. Fortbewegen kann er sich kaum. Andreas S. leidet an Fettsucht, an krankhaftem Übergewicht. 197,4 Kilogramm bringt der 1,92 Meter große Mann auf die Waage. Sein sehnlichster Wunsch: ein Magenbypass, eine operative Verkleinerung seines Magens. Viele Patienten haben danach eine höhere Lebenserwartung, sagen Experten.

Das Problem: Die Betriebskrankenkasse (BKK) Mobil Oil, bei der Andreas S. gesetzlich versichert ist, will die Operation (rund 7000 bis 8000 Euro) nicht bezahlen. Der Patient ist verärgert. "Ich habe alles versucht, aber bei mir stellt sich kein Sättigungsgefühl ein", sagt Andreas S., als er seinen bewegenden Fall dem Leser-Botschafter anvertraut. Er machte Kuren, Diäten und führte Ernährungstagebücher. Doch er nahm weiter zu, eine Arbeit hat er derzeit nicht.

Die Recherche

Ich lasse mir die Akten kommen. Die Krankenkasse lehnte zwei Anträge des Patienten auf Genehmigung der OP-Kosten ab, zuletzt am 25. September 2009 so: "Nach Stellungnahme des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung liegen bei Ihnen keine medizinischen Gründe vor, die eine Operation begründen." Antje Eckert, Sprecherin der BKK Mobil Oil, sagt: "Die Verzweiflung des Patienten ist bei uns angekommen. Aber er muss die konservativen Therapiemaßnahmen wie etwa Bewegungstherapie und Ernährungsberatung voll ausschöpfen oder uns darlegen, dass er diese wahrnimmt oder wahrgenommen hat. Wir haben ihm das mehrfach gesagt."

In einem Gutachten des Universitätsklinikums Eppendorf heißt es dagegen: "Aufgrund des Ausmaßes der Erkrankung halten wir eine zeitnahe operative Therapie für medizinisch dringend geboten ..., notwendig", sonst müsse man davon ausgehen, dass sich der Gesundheitszustand von Herrn S. verschlechtere. Ein externer Kardiologe befindet auch, dass "in Anbetracht dieses massiven Übergewichts ... eine Magenbypass-Operation sicherlich eine für den Patienten segensreiche Behandlungsform darstellt", indiziert sei. Dr. Philipp Busch, Arzt im UKE, sagt: "Eine Magen-Bypass-Operation ist bei ihm erforderlich."

Das Ergebnis

Nach Meinung der Fachärzte, die Andreas S. behandeln, braucht er die Magenbypass-OP, muss die BKK diese also bezahlen. Nachdem der Leser-Botschafter nachgefragt hatte, bewegt sich die Krankenkasse, Sprecherin Eckert macht ein Angebot: "Wenn Herr S. bereit ist, unser Therapieangebot anzunehmen und dann die sozial-medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind, ist die BKK Mobil Oil natürlich bereit, die Kosten für die Magenbypass-Operation zu übernehmen." Rechtsanwalt Tim C. Werner, der Andreas S. vertritt, sagt: "Das Signal klingt positiv, auf der Basis könnte man ins Gespräch kommen, aber die Zeit drängt, und der Anspruch meines Mandanten ist eindeutig."

So erreichen Sie den Leser-Botschafter: Schicken Sie bitte Ihre Alltagsärger-Fälle, kurz skizziert, mit Ihrer Telefonnummer an: Leser-Botschafter Ralf Nehmzow, Chefredaktion Hamburger Abendblatt, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg, E-Mail: Leserbotschafter@Abendblatt.de