Mit der ZDF-Krimikomödie “Balthasar Berg - Sylt sehen und sterben“ möchte Dieter Pfaff ein Gegengewicht zu Gewalt im Fernsehen schaffen.

Hamburg. Sehnsuchtsinsel Sylt. Leuchttürme, Lebenslust, Luxus. Wind, Wellen, Watt. Und Westerland. "Der Architekt, der Westerland gebaut hat, gehört eingesperrt", schimpft Balthasar Berg, als er den Bahnhofsvorplatz der Inselhauptstadt betritt. Dass er es am Ende doch noch schrecklich schön findet an der Nordsee, das verdankt er - Schokolade.

Eine Tafel Zartbitter spielt eine Hauptrolle in der norddeutschen Krimikomödie "Balthasar Berg - Sylt sehen und sterben". Und Dieter Pfaff. Der in Hamburg lebende Schauspieler hat sich die Figur des BB gewünscht. Die Zunahme von Gewalt im Fernsehen sei nicht seins, ihn hätten immer Figuren wie Miss Marple oder Columbo interessiert, die auf intelligente, witzige Weise, auch zum Mitdenken, Fälle lösten. "Das ist aber sehr schwer, und ich habe das Gefühl, dass wir Deutschen darin wenig Übung haben. Aber man muss ja irgendwo anfangen", sagt Pfaff.

Der Anfang ist jetzt also gemacht. Das ZDF hat Jürgen Werner (Buch) und Lars Jessen (Regie) auf das Projekt angesetzt, das weiterentwickelt wird, sollten die Zuschauer Gefallen daran finden. In der Auftaktfolge erläutert Pfaff aus dem Off seine Figur: "Mein Name ist Balthasar Berg. Ich war jahrelang bei der Kripo in Dortmund" - und dort habe man ihm immer gesagt, dass man für diesen Job alles brauche, nur keine Fantasie. Die aber hat der schwergewichtige Mann mehr als genug und sattelt um auf Schriftsteller. Krimischriftsteller.

Doch nach zwölf erfolgreichen Büchern ist Schluss mit Mord und Totschlag. Seine Schreibblockade soll ein Sylt-Aufenthalt lösen, zu dem ihn sein bankrotter Literaturagent Oliver Renner (den Fritz Karl als durchtriebenen, liebenswerten Hochstapler spielt) überredet. Und tatsächlich stolpert Berg buchstäblich gleich am ersten Tag während eines Strandspaziergangs über die Leiche der Sylter Geschäftsfrau Charlotte Fenlo. Eigentlich will er nichts damit zu tun haben, brav ruft er die Polizei an - andererseits kombiniert der Ex-Ermittler schnell: Frau Fenlo wurde vergiftet. Mit Schokolade aus ihrer eigenen Fabrik! Die Geschichte hat (Roman-)Potenzial.

Neben Schokolade und Pfaff setzt Lars Jessen die Insel Sylt in Szene. Reetgedeckte Häuser, Sonne überm Hindenburgdamm, weiter Blick übers Watt hat der in Hamburg lebende Regisseur eingefangen und bricht andererseits mit den Konventionen. Neben der Postkartenidylle werden die Schattenseiten gezeigt, Grundstücksspekulationen treiben die Preise in schwindelerregende Höhen, die Angst der Einheimischen vor der Vertreibung durch vermögende Festländer ist ein wesentliches Thema des Films. "Irgendwann gibt es nur noch Schickimicki", schimpft Bergs Vermieterin (Petra Kelling), die um ihr Zuhause, einen uralten Familienbesitz, kämpft. Als sturmerprobte Sylterin sorgt sie ebenso wie der schräge Hauptkommissar (Jan Georg Schütte) und sein herrlich dröger Kollege (Jan-Peter Heyne) für die komödiantischen Momente. Und dass Berg am liebsten auf Sylt bleiben möchte, liegt an Marie van Sant (Saskia Vester) - einer Schokoladenverkäuferin.

"Balthasar Berg - Sylt sehen und sterben" Do 1. November, 20.15 Uhr, ZDF