Beim Kongress Scoopcamp in der BallinStadt diskutierten 200 Medienleute über die Zukunft der Branche. Und über unbemannte Flugobjekte.

Hamburg. Einen Scoop zu landen - davon träumt wohl jeder Journalist. Eine große Geschichte zu entdecken und sie als Erster zu veröffentlichen. Durch gute Informanten, den richtigen Riecher und hartnäckige Recherche.

Dem Namen nach hätte es sich auf der gestrigen Journalismus-Konferenz "Scoopcamp" also um die eine große Geschichte drehen müssen.

Doch bei dem Medientreffen ging es weniger um den "Scoop" des Einzelnen als um die Zukunft der gesamten Branche. Von Verlagen, Journalisten und deren Geschichten. Mehr als 200 Medienleute kamen ins Auswanderermuseum, um Vorträgen zu lauschen und um gemeinsam zu diskutieren.

Bei einem der Hauptvorträge am Vormittag wurde es jedoch erst mal still. Denn was US-Medienforscher Matt Waite vorstellte, klang für die meisten nicht nach Berufsalltag, sondern nach Science-Fiction. Laut Waite sind in ein paar Jahren nämlich nicht mehr Zettel und Stift die wichtigsten Hilfsmittel eines Journalisten, sondern "Drohnen", unbemannte Flugobjekte. Was bisher nur aus dem Militär bekannt ist, könnte seiner Meinung nach den Bedürfnissen von Journalisten angepasst werden. Mit einer Kamera versehen würde das redaktionelle Flugobjekt da hinfliegen, wo der Reporter selbst nicht so leicht hinkommt. Könnte spektakuläre Luftaufnahmen liefern von den Folgen von Umweltkatastrophen oder Großdemonstrationen. "In fünf Jahren werden alle großen Medienhäuser zumindest mit Drohnen experimentieren", sagte der Wissenschaftler von der Universität Nebraska-Lincoln. Und wenn die Reporter-Drohnen irgendwann zugelassen sein sollten, könnten sie so günstig sein, dass sich jeder freie Mitarbeiter eine zulegen könne. Der erschwingliche Preis, sagte Waite auf Nachfrage, werde das Revolutionäre sein.

Näher am Alltag der Scoopcamper waren zwei Vorträge, die sich vor allem mit dem Umgang großer im Internet zugänglicher Datenmengen befassten. Als Vertreter der als Vorreiter im Datenjournalismus geltenden Zeitung "The Guardian" sprach Simon Rogers. Er hat online eine Sparte aufgebaut, die sich hauptsächlich damit beschäftigt, den "Datensalat" zu ordnen und verständlich zu machen. Wegen seiner analytischen Gabe hat er nicht nur Auszeichnungen bekommen, sondern auch einen Spitznamen: Graf Zahl. Dazu passt, dass die Beispiele aus seinem "Datablog" deutlich mehr Diagramme und Infografiken zeigten als Texte. Nutzer können diese aufbereiteten Daten kommentieren und erweitern. Daraus würden sich manchmal große Geschichten entwickeln, sagte Rogers. Wie der Verlag damit Geld verdienen könne? fragte einer der Zuhörer. Von Erlösen redete Rogers nicht. Eher von "Traffic", wachsenden Besucherzahlen also.

Auf die Frage nach der Finanzierung fand der Amerikaner Scott Klein in seinem Vortrag klarere Worte. Er ist leitender Redakteur bei der Non-profit-Plattform ProPublica. Er und seine Mitarbeiter haben sich zur Aufgabe gemacht, investigativ zu arbeiten. Geld bekommt ProPublica von Spenden und Stiftungen.

Vielen Teilnehmern fehlte es bis zum Mittag vor allem an praxisnahen Konzepten, die den Journalismus fit für die Zukunft machen. Möglichkeiten zu vertiefenden Diskussionen gab es im Anschluss an die "Keynote"-Vorträge am Nachmittag und auf der abschließenden Diskussionsrunde.

Das "Scoopcamp" fand zum viertel Mal statt. Veranstalter sind die deutsche Presse-Agentur und das Business-Netzwerk Hamburg@work.