Mit Stars wie Hannelore Elsner und Kai Wiesinger werden “Rumpelstilzchen“ und “Dornröschen“ verfilmt.

Berlin. Ein magischer Kamm, ein wallender Zaubermantel in Giftlila und ein Beutel mit geheimnisvollen Kräutern - Suzanne von Borsody hat alles, was zu einer bösen Hexe gehört. "Nur schade, dass ich nicht auf einem Besen reiten darf", lacht die Schauspielerin. Als Zauberin hält sie in der "Rapunzel"-Verfilmung der ARD das Mädchen mit den Wallehaaren in einem Turm gefangen, zu dem nur die legendäre Formel "Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter" Zugang verleiht. Mit einer Zigarette, die nicht recht zum Hexen-Look passt, entspannt sich Suzanne von Borsody bei den Dreharbeiten im 300 Jahre alten Berliner Schloss Friedrichsfelde, während Piet Klocke für die nächste Szene eine artige Verbeugung übt - der Comedystar, der mit seiner gepuderten Perücke kaum zu erkennen ist, spielt einen Lehrer am königlichen Hof. "Rapunzel" ist eine von acht Märchenverfilmungen, mit denen die ARD ihre Reihe "Sechs auf einen Streich" fortsetzt, den Überraschungserfolg im vorigen Weihnachtsprogramm: Das Erste frohlockte über Marktanteile von bis zu 17 Prozent.

Bis Ende Juli stehen nun erneut Stars wie Hannelore Elsner, Simone Thomalla, Jürgen Tarrach und Kai Wiesinger für berühmte grimmsche Märchen wie "Rumpelstilzchen" oder "Der gestiefelte Kater" vor der Kamera - die Filme werden Ende des Jahres im Ersten gezeigt und sind Teil eines veritablen Märchenbooms in Film und Fernsehen: Comedy-Urgestein Otto machte mit seinem Film "7 Zwerge - Männer allein im Wald", der knapp sieben Millionen Zuschauer in die Kinos lockte, 2004 den Vorreiter, ProSieben hat sich auf Parodien von Klassikern spezialisiert und nimmt sich gerade die Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht zur Brust: Für die sechs Filme, unter anderem mit Dirk Bach als Sultan mit eigenem Harem, errichteten die Münchner in den Studios im türkischen Antalya eigens einen 1800 Quadratmeter großen Märchenpalast. Fürs ZDF stehen derzeit Leonard Lansink, Fritz Karl und Rita Russek für "Der Teufel mit den drei goldenen Haaren", die fünfte Grimm-Neuverfilmung des Zweiten, in Thüringen vor der Kamera - die namhaften Fernsehstars lassen sich nicht lange bitten, wenn es um die buchstäblich märchenhaften Rollen geht. Was ist so reizvoll an den uralten Stoffen? "Rapunzel"-Regisseur Bodo Fürneisen schwärmt davon, dass er bei Märchen gleichzeitig in eine kindliche Welt eintauchen und psychologische Fragen ergründen kann. So wolle die Hexe Rapunzel ja in gewisser Weise vor der Welt beschützen, schieße dabei aber übers Ziel hinaus, erklärt er - der Film könne Eltern durchaus über das Thema Behüten und Loslassen nachdenken lassen. "Es geht um den klassischen Mutter-Tochter-Konflikt", pflichtet ihm Suzanne von Borsody bei - auch sie denkt viel über den tieferen Sinn von Märchen nach. Ihre Lieblingsgeschichte ist die vom hässlichen Entlein: "Es kommt nicht auf Äußerlichkeiten an. Und es kommt im Leben darauf an, in welches Nest man gelegt wird", erklärt sie.

Wie schon in der ersten Staffel der Reihe sollen die Stoffe nur dezent modernisiert werden. "Unser Prinz hat kein Handy", sagt Fürneisen über die im Rokoko angesiedelte Inszenierung, "aber die Leute reden auch nicht so steif miteinander, wie das in dieser Zeit üblich war." Und wie läuft das mit dem Hochklettern an Rapunzels Haar? Nachwuchsmimin Luisa Wietzorek in der Titelrolle sieht im bestickten Seidenkleidchen zwar lieblich aus, doch die blonden Haare reichen ihr bloß bis zur Hüfte. "Da helfen wir mit Tricktechnik nach", gesteht Fürneisen, der bei den Märchenadaptionen vor allem eine große Herausforderung sieht: die brutaleren Elemente - so erblindet Rapunzels Prinz nach einem Sturz in eine Dornenhecke - so zu inszenieren, dass es den Kleinen keine Angst einjagt.