Eine Schulklasse besuchte Hamburgs lesbisch-schwules Zentrum für Beratung, Kommunikation, Kultur und Jugend.

Finden Schwule die Verkäufer, die bei Hollister oder Abercrombie & Fitch arbeiten, heiß? Das war eine der weniger peinlichen Fragen, die wir den jungen Homosexuellen im Magnus-Hirschfeld-Centrum (MHC) stellen durften. Manchmal konnten wir uns nicht mehr halten vor Lachen. Damit hatten die Homosexuellen aber kein Problem.

Das Magnus-Hirschfeld-Centrum ist ein Verein, in dem sich Homosexuelle regelmäßig treffen und beraten lassen. Jeden Freitag können sich Jugendliche, ob homosexuell oder nicht, von 17.30 Uhr an dort treffen und über ihre Probleme reden. Im Rahmen einer Projektwoche haben wir, die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9c des Marion-Dönhoff-Gymnasiums, das Magnus-Hirschfeld-Centrum besucht. Als wir das Gebäude betraten, saßen sieben Männer und zwei Frauen an einem Tresen. Sofort haben wir getuschelt und uns gefragt, wer von denen jetzt homosexuell sein könnte und wer nicht. Sie baten uns, an den Tischen Platz zu nehmen.

Ein Mann forderte uns auf zu erraten, wer von den Personen schwul, lesbisch, bi oder hetero ist. Uns Schülern war das ein bisschen unangenehm. Wir hatten verschiedene Meinungen. Niemand wirkte so richtig homosexuell auf uns. Nur einer, der einen lila Pullover trug. Keiner von uns hätte auch nur ansatzweise gedacht, dass alle Personen, die am Tresen saßen, homosexuell sind.

Alle sieben Männer waren schwul und die beiden Frauen lesbisch. Wir Schüler teilten uns in drei verschiedene Gruppen auf und besichtigten das Gebäude. Der Keller des Hauses ähnelt einer Raumschiffstation. Nachdem man uns die verschiedenen Räume des dreistöckigen Gebäudes gezeigt hatte, durften wir drei homosexuellen Männern Fragen stellen. Sie erzählten uns zum Beispiel, wie viel Mut man braucht, um sich zu outen, und dass die Reaktion in jeder Familie anders sein kann. Geschämt haben sie sich nicht, auch wenn sie uns Sachen erzählten, die für uns nicht so selbstverständlich sind.

Nach eineinhalb Stunden Fragen und Antworten sind wir wieder runter in das Café gegangen, wo wir dann die Schüler aus den anderen Gruppen wiedergetroffen haben.

Sofort fingen wir an, unsere Informationen untereinander auszutauschen. Wir mussten alle lachen, als wir uns gegenseitig erzählten, was wir die Homosexuellen alles gefragt haben. Wir nahmen wieder Platz im Café und mussten uns die ganze Zeit das Lachen verkneifen.

Als sich dann das Team des Magnus-Hirschfeld-Centrums wieder an die Bar gesetzt hatte, baten uns die Männer und Frauen, ihnen zu sagen, wie wir den Ablauf und das ganze Team fanden. Einmal reihum gaben wir dem homosexuellen Team ein sehr positives Feedback zum Besuch. Als wir hörten, dass jeder von uns ein Kondom und Gleitgel mitnehmen kann, waren wir alle total aus dem Häuschen. Wir verließen das Magnus-Hirschfeld-Centrum mit einem Lächeln im Gesicht.