Deichkind aus der Hansestadt wird mit dem wichtigstem deutschen Musikpreis ausgezeichnet. Bundesregierung sagt Reeperbahn Festival Unterstützung zu.

Berlin. Bernd Dopp strahlte. Für den deutschen Warner-Chef und seine Delegation hatte sich der Betriebsausflug von Hamburg nach Berlin zur Echo-Gala gelohnt. Sechs Trophäen des Deutschen Musikpreises gingen an Künstler aus seinem Haus.

Gleich viermal wurden die Toten Hosen belohnt, deren aktuelles Album "Ballast der Republik" die wichtigen Auszeichnungen Album des Jahres und Gruppe des Jahres gewannen. Den Hit des Jahres lieferten die Düsseldorfer mit "Tage wie diese" ebenfalls. Besonders stolz war Dopp darüber, dass Jimmy Page und John Paul Jones nach Berlin gekommen waren, um einen Echo für das Lebenswerk ihrer Band Led Zeppelin entgegenzunehmen. Die beiden Rocklegenden stehen für internationales Flair, an dem es der Echo-Veranstaltung doch immer etwas mangelt.

Der Glamour-Faktor ist seit Jahren gegenüber Grammy und Brit-Awards eher bescheiden, das riss auch Carla Bruni, Gattin von Ex-Präsident Sarkozy, nicht heraus. Bevor Schlagersängerin Helene Fischer als neue Moderatorin den Gipfel der deutschen Musikbranche in der Berliner Messe eröffnete, hatte Dopp im Regent-Hotel bereits weitere Platin-Alben an Led Zeppelin und auch an die US-Band Linkin Park vergeben, die später auch noch einen Echo bekam.

Irritationen löste der Preis in der Kategorie Rock/Alternative National für die Aachener Band Unheilig und ihren Frontmann Der Graf aus. Anders als bei den meisten Preisen wurden die Mitnominierten nicht einmal genannt. Zu ihnen gehörten neben den Ärzten die Bands Kraftklub und MIA., die vor dem Echo einen Eklat ausgelöst hatten, als sie gegen die Teilnahme der Südtiroler Band Frei.Wild protestiert hatten. Sie warfen der Band Nähe zur rechten Szene vor. Frei.Wild wehrte sich dagegen und betonte, sich von rechtem Gedankengut immer wieder zu distanzieren. Sänger Philipp Burger habe sich bereits vor 15 Jahren von seiner Vergangenheit als Skinhead gelöst. Trotzdem schloss die Deutsche Phono-Akademie die Band vom Echo aus. Vor Beginn der Gala hatten rund 200 Frei.Wild-Fans an den Berliner Messehallen für die Band demonstriert.

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Alexander Schulz, Chef des Hamburger Reeperbahn Festivals, lief am Donnerstag in allerbester Laune über die Gala. Am Vormittag hatte sein Festival zusammen mit der Kulturbehörde in die Hamburger Landesvertretung zum Podiumsgespräch "Musik in der Medienkrise" eingeladen. Zu Gast war dort Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Er sicherte Schulz die Unterstützung aus Bundesmitteln auch in Zukunft zu. "Wir haben vor, die Förderung des Reeperbahn Festivals auf Dauer fortzusetzen, denn es ist ein Leuchtturm, der der Musikbranche den Weg weist." Er freue sich zudem darauf, dass der neue, von seiner Behörde ausgeschriebene Preis für mittlere und kleine kreative Clubs in diesem Jahr zum ersten Mal beim Reeperbahn Festival vergeben werde. Neumann sagte: "Es ist imponierend zu sehen, wie an der Elbe alle an einem Strang ziehen, um das Festival erfolgreich zu machen."

Aus Hamburger Sicht durften sich außer Warner und Reeperbahn Festival auch die Musiker von Deichkind freuen. Die vor 15 Jahren in Bergedorf gegründete Combo setzte sich in der Kategorie Electronic/Club/Dance gegen die Brüder Fritz und Paul Kalkbrenner sowie Schiller durch. Zu den Preisträgern zählen unter anderem Cro, Mumford & Sons, Lana Del Rey, Robbie Williams, Peter Maffay und Unheilig. Für sein Lebenswerk wurde Hannes Wader geehrt.