Potsdam. Mehr als vier Monate lang war das Museum Barberini wegen Corona geschlossen. Nun öffnet es unter strengen Auflagen und zeigt eine Schau mit Meisterwerken von Rembrandt und seinen Zeitgenossen.

Unter dem Titel "Rembrandts Orient" zeigt das Potsdamer Museum Barberini nach langer Corona-Pause ab Samstag rund 110 Arbeiten des Meisters Rembrandt von Rijn (1606-1669) und seiner künstlerischen Zeitgenossen des Goldenen Zeitalters in den Niederlanden.

"Das 17. Jahrhundert markiert den Beginn der ersten Globalisierung", sagte Museumsdirektorin Ortrud Westheider. "Auch in der Kunst war zu spüren, dass Europa nur noch eine der vielen Regionen auf der Welt ist."

Mit der Schau öffnet das Museum nach monatelanger Corona-Pause seit Anfang November unter strengen Hygieneauflagen wieder seine Türen. Für den Besuch muss vorab ein Termin gebucht werden. Täglich können nur 660 Besucher eingelassen werden. Die Ausstellung geht bis zum 27. Juni.

Allein von Rembrandt sind 10 Gemälde, 4 Zeichnungen und 19 Kupferstiche im Museum Barberini zu sehen. Darunter sind biblische Szenen wie das Gemälde "David übergibt das Haupt von Goliath an König Saul" und "Büste eines alten Mannes mit Turban".

Da die meisten Künstler nicht selbst in den Orient gereist seien, zeigten die Werke "eine Zusammenstellung von Klischees und Stereotypen ohne Anspruch auf Authentizität", erläuterte Kurator Michael Philipp. Die Ausstellung thematisiert auch den globalen Handel, der exotische Objekte wie Porzellan und Nautilusmuscheln in die Niederlande brachte.

Vor dem Hintergrund der im altmeisterlichen Dunkelgrün gestrichenen Wände der Ausstellungshallen kommen die leuchtenden Farben von Gewändern oder Teppichen besonders zur Geltung. Viele Protagonisten auf den Gemälden tragen Turbane, auch "Ein antiker Künstler" von Johannes von Swinderen. Selbst auf dem "Gruppenbildnis der Familie Sam" von Benjamin Gerritsz Cuyp tragen zwei Söhne Turbane, während andere Mitglieder der Familie in bürgerlicher schwarzer Tracht mit weißen Kragen dargestellt sind.

Doch das 17. Jahrhundert sei nicht nur eine Blütezeit des Handels mit fernen Ländern, sondern auch ein Jahrhundert von Krieg und Gewalt gewesen, sagte Philipp. Davon zeuge etwa das Gemälde "Seeschlacht zwischen Christen und Türken" von Johannes Lingelbach aus dem Jahr 1673, das die Schlacht aus dem 16. Jahrhundert illustrieren sollte. Das Bildnis des Flottenkommandanten Wollebrand Geleyns de Jongh von Caesar van Everdingen zeigt den Befehlshaber flankiert von zwei karikaturenhaft wirkenden schwarzen Dienern und zeugt vom Rassismus und der Sklaverei in der damaligen Zeit.

Die Schau sollte ursprünglich im letzten Sommer im Barberini gezeigt werden, wurde aber wegen der Pandemie auf dieses Frühjahr verschoben. Sie war von Ende Oktober bis Mitte Februar in Basel zu sehen. Zu den mehr als 50 internationalen Leihgebern zählen unter anderen das Rijksmuseum in Amsterdam, die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden, die National Gallery of Art in Washington, die National Gallery London und das Kunsthistorische Museum Wien.

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