München. Ein Künstlerleben zwsichen den Stühlen: Der Eigenbrötler Ernst Barlach schwankte zwischen Opportunismus und Rebellion.

Passend zum Barlach-Jahr, in dem der 150. Geburtstag des Künstlers begangen wird, hat Gunnar Decker eine bemerkenswerte Biografie vorgelegt. Das Buch mit dem Untertitel "Der Schwebende" würdigt den bildenden Künstler, aber auch den weniger bekannten Dramatiker Barlach. Auf Grundlage von Tagebüchern, Briefen und vielen zeitgenössischen Berichten vermittelt Decker das plastische Bild einer eigenbrötlerischen Künstlerpersönlichkeit mit Hang zum Mystischen.

Ein besonderes Augenmerk widmet der Autor der nationalsozialistischen Zeit. Einerseits unterschrieb Barlach damals mit dem Aufruf der Kulturschaffenden eine willige Ergebenheitsadresse an Hitler, andererseits wurde sein Werk verfemt. Barlachs als defätistisch verschrieene Krieger-Ehrenmale in Magdeburg und Kiel wurden abgebaut und zahlreiche seiner Werke landeten in der Ausstellung "Entartete Kunst". Ein weiteres spannendes Kapitel stellt nach dem Krieg der Kampf um Barlachs Nachlass dar, bei dem sich der Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt bleibende Meriten erwarb.

Gunnar Decker: Barlach - Der Schwebende. Eine Biographie, Siedler Verlag, München, 432 Seiten, 28 Euro, ISBN 978-3-8275-0106-6