Man muss Arnold Schwarzeneggers allererste TV-Serie unbedingt im englischen Original schauen. „FUBAR“ entfaltet nur dann seinen fraglos hinter all den vollkommen intendierten Albernheiten auftönenden Charme, wenn Austro-Englisch erklingt. Der inzwischen 75-Jährige hat den Steiermark-Sound nie terminiert, seit er 1982 als „Conan der Barbar“ Hollywood eroberte. Dem österreichischen Amerikaner „Arnie“ konnte man weder als Filmstar noch Politiker je vorwerfen, den Versuch akzentfreien Englischs unternommen zu haben.
„I lift weights no mooaaa“ sagt Schwarzenegger unnachahmlich in „FUBAR“, „ich hebe keine Gewichte mehr“. Damit ist der Beat der Serie gesetzt. In seinen guten Momenten ist „FUBAR“ ein selbstironischer Spaß. Aus acht Teilen mit der gar nicht so neuen Schwarzenegger-Power, die aus der humorvollen Bewirtschaftung des Feldes besteht, das er in der Filmindustrie seit vier Jahrzehnten beackert: Es ist das der Actionfilme. Und ihrer Veräppelung. Die „Äktschn“ parodiert hat Schwarzenegger („Last Action Hero“, „True Lies“) gefühlt immer schon.
„FUBAR“: Neue Netflix-Serie mit Arnold Schwarzenegger
Die gute alte Zeit ist dahin, wo, wie erwähnt, niemand mehr die Freuden des Bankdrückens kennt, und stattdessen „nur noch Fahrrad mit Online-Freunden fährt“, wie Schwarzeneggers Serienfigur, der Sportgeräteverkäufer Luke Brunner, einmal jammert. Aber, hey, er zumindest hat ein aufregendes Leben. „FUBAR“ ist nämlich ein zielgruppengerechter und Schwarzenegger auf den Leib geschriebener Mix aus Agentenpersiflage und Actionkomödie. Weswegen Luke, der auch in der Serie österreichischer Herkunft ist und verbal gerne mit deutschen Vokabeln („Schatzerl“, „Bengel“, „Waschlappen“) hantiert, ganz heimlich eigentlich CIA-Agent sein muss.
Ebenso heimlich ist seine Tochter Emma (Monica Barbaro) ebenfalls Agentin. Man läuft sich beim Undercover-Einsatz über den Weg – Hallo, du hier und auch bei der CIA?! Gemeinsam muss man nun gegen einen Waffenhändler ins Feld ziehen. Klappt nicht reibungslos, weil Daddy und Töchterchen sich nicht so recht verstehen. Emma ist genau dies nicht: ein Töchterchen, und Luke ist übrigens manchmal ein ganz schön alter weißer Mann. Die Serie (Showrunner: Nick Santora) ist schlau genug, entschieden an die Jetzt-Zeit anzudocken.
Arnold Schwarzenegger: Rasante Erzählung, pressierendes Privatleben
Wobei Lukes vom gefährlichen Doppelleben stets nichts ahnende Ex-Gattin – lief nicht so, die Ehe mit einem nie anwesenden Mann – das Idealbild der emanzipierten Frau immerhin dann erfüllte, als sie ihren Mann verließ. In der Gegenwart will der sie zurückhaben. Tochter Emma wiederum kann sich nicht zwischen ihrem soliden Verlobten und dem heißen CIA-Kollegen entscheiden.
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Es pressiert privat permanent in dieser rasanten Erzählung, das ist ja der Running Gag: Verfolgungsjagden, Helikopterangriffe, Geballer und Weltenrettereinsätze gegen den Atomwaffen-Narren, der die Brunners herausfordert, sind nicht wichtiger als das Geschehen an der Heimatfront. Also kann schon mal passieren, dass jemand von zu Hause auf dem Smartphone durchklingelt, während man gerade zum Erstschlag ansetzt.
„FUBAR“: Wir haben uns bisweilen beim Lachen erwischt
Wenn man „FUBAR“ (ein Akronym für „fucked up beyond all recognition“, erfunden hat’s die US Army) im vorurteilsfreien Zurücklehnmodus schaut und keinerlei komische Raffinesse erwartet, kann man der Serie stellenweise köstlichen und auch nicht so unsmarten Klamauk attestieren. Mit den Quassel-Agenten gibt es eine Basis für nicht immer platten Witz, da leistet das Drehbuch gute Arbeit. Wir haben uns selbst bisweilen beim Lachen erwischt.
Besonders dann, wenn die Vater-Tochter-Therapie, für die die CIA einen Psychologen engagiert hat, Thema ist: Schwarzenegger spielt so, wie er eben spielt, immer ein bisschen steif. Oder als wäre er eben von der Berghütte direkt ans Set gestiefelt. Aber für die Rolle als zickender Vater, der mit zickender Tochter ein spezielles Duo abgibt, eignet sich seine reduzierte Mimik ziemlich gut. Und Sigmund Freud ist bekanntlich noch vor Schwarzenegger der größte Österreicher aller Zeiten. Also ist er hier der heimliche Star.
„FUBAR“ ist eine Nostalgie-Angelegenheit für die, die Schwarzenegger noch mal mit Zigarre sehen wollen. Und kurzweilig genug für die, die wissen wollen, ob ein Superstar der 80er-Jahre im Spätherbst seiner Karriere tatsächlich noch würdevoll den unzerstörbaren Kraftlackl geben kann. Ein Netflix-Hit wird „FUBAR“ sicher werden. Der Streamingdienst tut übrigens einiges, um den Legendenstatus zu nähren: Ab 7. Juni ist die dreiteilige Dokumentation „Arnold“ abrufbar.
„FUBAR“ ab 25. Mai auf Netflix
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