Hamburg. Dem Belcea Quartet gelang es im Kleinen Saal, jeden Takt zum Erlebnis zu machen. Erschöpfend, aber auf beglückende Weise.

Was für ein Gegensatz. Einerseits Werke von Joseph Haydn, dem Erfinder des Streichquartetts und Meister der geistreichen Konversation. Und als Kontrastmittel dazu Musik von Leos Janacek, die viel wildere Töne anschlägt und den Rahmen der Gattung mit ihren emotionalen Eruptionen sprengt. Das las sich schon vorab wie ein mindestens spannendes Programm und wurde dann im Kleinen Saal der Elbphilharmonie weit mehr. Weil das Belcea Quartet mit einer Intensität gestaltet, die alle Ebenen durchdringt und jeden Takt zum Ereignis macht.

Haydns Quartette streichen die Belceas mit schlankem, delikatem Klang und wenig Vibrato. Themen werden eingeführt, weitergereicht und kunstvoll auf den Kopf gestellt, Pointen perfekt getimt. Wie im Menuett aus dem Quartett op. 76,2, in dessen Mittelteil der Komponist plötzlich mit einem Ausbruch von volksmusikantischer Derbheit überrascht. Ein Gruß von den Tanzkapellen aus seiner niederösterreichischen Heimat, vom Belcea Quartet saftig in die Saiten gebürstet. Doch auch in solchen Momenten wahrt das Ensemble bei Haydn die Contenance und bewegt sich noch innerhalb der Grenzen des klassischen Geschmacks.