Rafal Blechacz ist ein Meister leiser Töne - und spielt die Konkurrenz technisch an die Wand

Im Jahr 2005 ging ein neuer Stern am Klassik-Himmel auf. Da gewann der damals gerade mal 20-jährige Rafal Blechacz den berühmten Warschauer Chopin-Wettbewerb triumphal: Er bekam nicht nur den ersten Preis, sondern heimste gleich vier Sonderauszeichnungen ein - und die Jury verzichtete auch noch darauf, einen zweiten Preis zu vergeben, um den Ausnahmerang des polnischen Pianisten hervorzuheben. Nach so einer Initialzündung hätte seine Karriere eigentlich abgehen können wie eine Rakete - aber Blechacz trat lieber geschmeidig auf die Bremse und macht sich eher rar - wie schon sein berühmter Vorgänger Maurizio Pollini nach dem Warschauer Wettbewerbssieg anno 1959. 40 Konzerte im Jahr sind ihm genug, schließlich müsse man ja auch noch Zeit haben, neue Stücke zu erarbeiten und nachzudenken - das tut er neuerdings auch in seinem Zweitstudium der Philosophie.

Die erstaunliche Reife und Nachdenklichkeit, die sich in dieser gelassenen Haltung zeigt, kennzeichnet auch seine Interpretationen: Blechacz ist das Gegenteil eines pianistischen Effekthaschers; er verfügt zwar über eine beeindruckende Fingerfertigkeit, besticht aber vor allem durch leise Zwischentöne und kostet die feinen Nuancen der Musik behutsam aus. Nun kommt der junge Tastenzauberer nach Hamburg und spielt in der Reihe "Pro Arte" Werke von Bach, Mozart, Szymanowski und - natürlich - Chopin.

Rafal Blechacz Di 6.10.,19.30, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Tickets (17,- bis 58,-) T. 34 69 20