Das Ensemble Resonanz bringt zum Saisonauftakt eine Hommage an den Schriftsteller Imre Kertész.

Alltag im Konzentrationslager? Sollte es das gegeben haben? Langeweile, Glück gar? Der ungarische Schriftsteller Imre Kertész hat mit seinem "Roman eines Schicksallosen" einen neuen Ton der Erinnerung gefunden - und den fand mancher durchaus anstößig: Gänzlich nüchtern schildert Kertész' fünfzehnjähriger Protagonist sein Leben in Auschwitz, ohne zu werten und seinen Schlussfolgerungen treu bis ins Absurde.

Das Ensemble Resonanz widmet seinen Saisonauftakt dem Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger, der im Herbst 80 Jahre alt wird. Kertész liest aus dem Roman, das anschließende Konzert rankt sich inhaltlich um das Buch.

Der Komponist und Pianist Stefan Litwin hat den Roman jüngst in seinem Werk "..., die Hölle aber nicht" für Sprecher, Klavier und Streichquartett verarbeitet. Zugrunde liegt eine Zwölftonreihe - vergleicht doch Kertész selbst die regelhafte Struktur seines Romans mit der Zwölftontechnik.

Auf dem Programm stehen außerdem Bachs Cembalokonzert d-Moll (gespielt mit Klavier) und Paul Dessaus "Musik für 15 Streichinstrumente". Das Schaffen Dessaus, eines Juden und erklärten Antimilitaristen, ist geprägt von den Schrecken und der Sinnlosigkeit des Krieges, die er im Ersten Weltkrieg am eigenen Leibe erfahren hat. Der Abend schließt mit Karl Amadeus Hartmanns Sinfonie für Streichorchester von 1946/47. In den Trümmern Europas schuf Hartmann, der das "Dritte Reich" in der inneren Emigration überstanden hatte, ein Bekenntniswerk. Das sei notwendig gewesen, "nicht aus Verzweiflung, sondern als Gegenaktion", notierte er. "Die Freiheit wird siegen, auch dann, wenn wir vernichtet werden."

"Resonanzen 1" 8.10., Lesung 19 Uhr, Konzert 20 Uhr, Laeiszhalle, Kleiner Saal. Karten unter 35 76 66 66.