Filme aus Israel gehörten zu den bisherigen Höhepunkten beim diesjährigen Filmfest Hamburg. Sie gehören unbedingt ins reguläre Kino.

Hamburg. "Nein, mit einem Israeli könnte ich nicht zusammen sein", sagt das junge arabische Mädchen. "Wie sollte ich jemanden lieben können, der meine Leute umbringt? Ich bin mit dem Hass auf sie groß geworden." Sie ist nicht die Einzige in Yolande Zaubermans Dokumentation "Would You Have Sex With An Arab?", für die es undenkbar ist, mit dem vermeintlichen Feind eine Liebesbeziehung aufzunehmen.

Israelis und arabisch-palästinensische junge Erwachsene leben zum Teil in denselben Städten, sie sehen sich ähnlich, wenn sie nicht gerade Kippa und Korkenzieherlocken tragen wie die Orthodoxen, sie tanzen in den Diskotheken zur gleichen Musik, doch die Gegensätze scheinen unüberwindbar. Immerhin zwei junge israelische Frauen hat die Filmemacherin gefunden, die sexuelle Erfahrungen mit arabischen Männern hatten: "Es war weniger ein erotischer, mehr ein politischer Akt, mit diesem Mann zu schlafen", erzählt eine der beiden.

Filme aus Israel gehörten zu den Höhepunkten beim diesjährigen Filmfest Hamburg. Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, aber auch der Riss, der durch die israelische Gesellschaft geht, bietet reichlich spannenden Stoff. In unseren Kinos lief gerade mit großem Erfolg die Komödie "Das Schwein von Gaza", in Israel zählt "God's Neighbours" zu den Rennern in den Multiplexen. Darin beschreibt der junge Regisseur Meni Yaesh ein Viertel von Bat Yam, südlich von Tel Aviv gelegen, in dem eine fanatische Gruppe junger Männer sich anmaßt, Verhaltensregeln für eine ganze Siedlung aufzustellen. Frauen werden zur Rede gestellt, wenn sie sich zu freizügig kleiden, Straßenhändler krankenhausreif geschlagen, weil sie DVDs mit unzüchtigem Inhalt verkaufen, einem Friseur werden die Fenster beschmiert, weil er am freitäglichen Sabbath sein Geschäft nicht zeitig genug geschlossen hat; Araber werden attackiert, nur weil sie mit ihrem Auto durch die Siedlung fahren. Alles nur wenige Kilometer von der weltoffenen Metropole Tel Aviv entfernt.

"God's Neighbours" bekennt sich eindeutig zur jüdischen Religion und ihren Ritualen, doch Regisseur Yaesh verurteilt die Gewalt. Marek Rosenbaum, der auch die Komödie "Single Plus" produziert hat, die ebenfalls beim Filmfest lief, erläuterte bei der Premiere im Abaton, dass es wichtig gewesen sei, diesen politischen Film möglichst schnell ins Kino zu bringen: "Wir haben nur 14 Tage gedreht, die Produktion war Low Budget, die Schauspieler erhielten nur ein Drittel ihrer üblichen Gagen." "God's Neighbours" ist ein weiteres Beispiel dafür, wie kritisch junge Filmemacher mit den Zuständen in ihrem Land umgehen und wie differenziert sie die Problematik aufzeigen. Filmästhetisch ist es ein kleiner und roher Film, der an die Anfänge von Martin Scorsese und auch von Fatih Akin erinnert, inhaltlich ist "God's Neighbours" ein überzeugendes Beispiel für religiöse Toleranz.

Es ist nach diesem starken Auftritt beim Hamburger Filmfest unbedingt zu hoffen, dass sowohl Zaubermans nur mit einem Smartphone aufgenommene Dokumentation als auch Meni Yaeshs in Cannes ausgezeichneter Film regulär bei uns in die Kinos kommen.