Die Liebe in Zeiten der Mauer: In Peter Timms nostalgisch-romatischer Ost-West-Geschichte “Liebe Mauer“ kommt Gänsehaut-Stimmung auf.

Hamburg. Die Studentin Franzi Schubert (Felicitas Woll, "Berlin, Berlin") zieht im Herbst 1989 mit nicht mehr als ihrem Rucksack nach Berlin. Von ihrer Altbauwohnung direkt am Grenzübergang kann sie in den Osten schauen und entdeckt auf der anderen Seite der Mauer Sascha (Maxim Mehmet). Er ist Grenzsoldat wider Willen. Um einen Studienplatz in Medizin zu bekommen, hat er sich für drei Jahre zur Volksarmee verpflichten müssen.

Weil Lebensmittel in der DDR spottbillig sind, macht Franzi einen Einkaufsbummel in den Osten. Beim Rückweg entgleiten ihr direkt hinter dem Schlagbaum die Einkaufstüten. Sascha eilt ihr zu Hilfe und riskiert dabei sein Leben. Mit gezogenen Waffen fordern ihn seine Kollegen zur Rückkehr auf.

Franzi und Sascha verlieben sich und arrangieren heimliche Treffen. Doch Liebe in Mauerzeiten wird beobachtet - und zwar auf beiden Seiten der Mauer. Wie gut, dass Saschas Jugendfreundin Uschi (Anna Fischer) Franzi so ähnlich sieht. Unbemerkt tauschen die beiden Frauen ihre Ost-West-Identitäten. Endlich kann Franzi über Nacht bleiben. Doch ihr Rendezvous fliegt auf. Plötzlich interessieren sich die Geheimdienste beider Seiten für das Paar.

Zum vierten Mal nach "Meier" (1986), "Go Trabi Go" (1991) und "Der Zimmerspringbrunnen" (2001) macht Peter Timm die Befindlichkeiten der DDR zum Thema eines seiner Filme. Die nostalgisch-romantische Tragikomödie zeichnet sich durch detailgenaue Beobachtungen aus. Im Westen fährt man mit dem Golf GTI vor, und an den Wänden des Jugendzimmers hängen Poster von Steffi Graf und Andre Agassi. Im Osten fragt Kellnerin Charly (Katja Danowski) "Schwein oder Schwein?" und fasst so das komplette Speisenangebot zusammen.

Besonders die Nebendarsteller fallen durch ihre großartige Leistung auf. Anna Fischer hat hörbar Spaß an ihrer Rolle, in der sie hemmungslos drauflos sächselt. Und auch Thomas Thieme als fieser Stasi-Major und Gisela Trowe als Saschas einfühlsame Oma Emma machen den Film sehenswert. "Liebe Mauer" hinterlässt spätestens am Ende eine Gänsehaut bei den Zuschauern, nämlich dann, wenn eine euphorische Masse die Mauer niederrennt.

++++- Liebe Mauer Dtl. 2009, 107 Min., ab 6 J., R: Peter Timm, D: Maxim Mehmet, Felicitas Woll, Anna Fischer, täglich im Cinemaxx, UCI Mundsburg, UCI Othmarschen-Park, Mo im Abaton; www.warnerbros.de/liebemauer/