Madrid/Hamburg. Plácido Domingo hat sich bei den Frauen entschuldigt, die ihm Übergriffe vorwarfen. Der Druck auf den Opernstar wächst. In seinem Heimatland sagt man Auftritte von ihm ab.

Nach der Entschuldigung bei den Frauen, die ihm Übergriffe vorgeworfen hatten, gerät der spanische Opernstar Plácido Domingo weiter unter Druck. Die spanische Regierung sagte zwei geplante Auftritte des 79-Jährigen am Teatro de la Zarzuela in Madrid ab.

Diese Entscheidung treffe man "aufgrund der Schwere" der Vorwürfe und "aus Solidarität mit den betroffenen Frauen", teilte am Mittwoch das Nationale Institut für Darstellende Künste und Musik (INAEM) mit, das das Zarzuela-Theater betreibt und dem Kulturministerium der sozialistischen Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez untersteht.

"Das INAEM und das Ministerium für Kultur und Sport drücken ihre feste Unterstützung für die Frauen sowie ihre Ablehnung jeder Art von Belästigung, von missbräuchlichem Verhalten oder von Unterdrückung aus", heißt es in einem Kommuniqué weiter. Domingo sollte am 14. und 15. Mai an der Oper "Luisa Fernanda" im La Zarzuela mitwirken. Die Aufführungen würden allerdings nicht abgesagt, hieß es. Der 79 Jahre alte Sänger soll ersetzt werden.

Domingo hatte sich am Dienstag bei den Frauen entschuldigt, die ihm im Zuge der MeToo-Bewegung Übergriffe vorgeworfen hatten. Er übernehme die volle Verantwortung für sein Handeln. Eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler (AGMA) hatte zuvor die Vorwürfe zahlreicher Sängerinnen bestätigt.

Weitere Engagements des Stars stehen auf dem Prüfstand. "Wir sind irritiert über diese neuen Entwicklungen und nehmen die Thematik rund um Plácido Domingo sehr ernst", sagte der Pressesprecher der Hamburger Staatsoper, Michael Bellgardt, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Staatsoper will zunächst an den geplanten Auftritten des 79-Jährigen Ende März festhalten. Man beschäftige sich genau mit den neuesten Entwicklungen und informiere sich umfassend. "Wir werden uns auch mit den anderen Institutionen in Europa austauschen und danach an die Öffentlichkeit treten", sagte Bellgardt. Im Rahmen der "Italienischen Opernwochen" (8. März bis 2. April) der Hamburger Staatsoper sind drei Auftritte von Plácido Domingo in Giuseppe Verdis Oper "Simon Boccanegra" geplant.

Die Salzburger Festspiele teilten auf dpa-Anfrage mit, es gebe für das Engagement von Plácido Domingo in den beiden konzertanten Aufführungen der Verdi-Oper "I vespri siciliani" (Die sizilianische Vesper) im August 2020 unterschriebene Verträge. "Es war und ist den Festspielen ein Anliegen, den mit Vorwürfen eines Fehlverhaltens belasteten Sänger fair zu behandeln, also keine Vorverurteilung vorzunehmen." Die Faktenlage habe sich jetzt allerdings geändert, nachdem Domingo eingeräumt hatte, dass sein Verhalten die betroffenen Frauen verletzt haben könnte. "Die Salzburger Festspiele wollen zunächst umfassende Informationen zum Fortgang der in den USA laufenden Untersuchungen einholen und danach ihre Entscheidung der Presse bekanntgeben", hieß es in der Stellungnahme aus Salzburg.

Die Bayerische Staatsoper in München hält an dem Engagement von Domingo als Nabucco bei den Opernfestspielen 2020 fest. "An unserem Haus sind uns keine Vorfälle bekannt, es gibt keinerlei Bedenken von Seiten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", erklärte Intendant Nikolaus Bachler. "Herr Domingo zeigte für sein Verhalten Reue. Auch daher sehen wir keinen Grund, vertragsbrüchig zu werden."