Hamburg. Sie hat 4765 Pfeifen und zählt zu den eindrucksvollsten Orgeln des Landes. Bis zur Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie im Januar 2017 hat die Titularorganistin Iveta Apkalna noch Zeit, sich an das imposante Instrument zu gewöhnen.

Sanft und zärtlich erklingen die ersten Töne der Orgel, bis die Musik immer stärker anschwillt und den kompletten Saal erfüllt.

Die lettische Organistin Iveta Apkalna sitzt am Spieltisch in der Mitte der Bühne und spielt das Eröffnungsstück ihres Orgelkonzertes vom 27. Januar 2017 in der Hamburger Elbphilharmonie: "Allein Gott in der Höh' sei Ehr" von ihrem Landsmann Aivars Kalējs. "So eine Orgel hab' ich noch nicht erlebt. Der Klang kommt von überall. Der Klang ist rund, warm und hat fantastische Frequenzen", sagt die Organistin. Ähnlich wie in der Berliner Philharmonie ist der große Saal der Elbphilharmonie nach dem Weinberg-Prinzip gebaut, nur viel steiler - mit einer Bühne in der Mitte, die von aufsteigenden Publikumsrängen umgeben ist.

Ihre Vorfreude kann Iveta Apkalna kaum verbergen: "Als ich das Angebot bekommen habe, war das einer der schönsten Momente in meinem Leben", sagte die 39-Jährige. "Das ist eine große Ehre und große Verantwortung", meint die Lettin, die in ihrer Heimat schon früh zum Star wurde und bereits mit 16 Jahren vor dem Papst spielte. Als Titularorganistin betreut sie die neue Orgel und entwickelt Programmideen, berät Gastorganisten zu den Besonderheiten des Instruments und spielt auch beim Eröffnungskonzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester am 11. und 12. Januar 2017.

Neben ihr steht der Orgelbauer Philipp Klais, der in den vergangenen Jahren die eindrucksvolle Orgel mit seinem Team gebaut hat. Zunächst in seiner Manufaktur in Bonn; seit Anfang des Jahres wurden die 69 Register dann in den Konzertsaal eingebaut und "intoniert", das heißt, ihr Klang wurde auf den Gesamtklang und die Raumakustik abgestimmt. "Für mich ist die Elbphilharmonie die Erfüllung eines Traumes", sagt der 48-Jährige, der weltweit zu den renommiertesten Orgelbauern zählt. Auf einer Fläche von 15 mal 15 Metern erstreckt sich das imposante Instrument, doch nur ein Bruchstück davon können die Besucher davon sehen - der Rest verschwindet hinter der so genannten "Weißen Haut", der Wandverkleidung der Elbphilharmonie.

Insgesamt 4765 Pfeifen - die kürzeste aus Zinn misst elf Millimeter, die längste aus Holz zehn Meter - zählt die Orgel. "Wir möchten, dass die Besucher in ein Bad von Klang eintauchen. Das ist natürlich nur möglich in einem Raum, der das auch möglich macht", sagt Klais, der den japanischen Akustiker der Elbphilharmonie, Yasuhisa Toyota, schon lange kennt. "Alles was wir an Träumen und Hoffnungen gehabt haben, wie es werden könnte, hat sich erfüllt." Seiner Meinung nach gibt es in der Elbphilharmonie keinen schlechten Platz, "also machen Sie sich keine Sorgen, wo sie sitzen werden."

"Die Idee der Elbphilharmonie ist die Zugänglichkeit", erklärt er. "Diese Idee wollten wir mit der Orgel aufgreifen." Deshalb dürfen die Besucher einige Pfeifen dank einer Sonderbeschichtung sogar anfassen - was sonst streng verboten ist. Eine weitere Besonderheit sind die letzten vier Register der Orgel, die sich in dem riesigen Reflektor befinden, der über dem Konzertsaal von der Decke hängt. Sie sollen die sphärischen Klänge erzeugen, die mancher Komponist von den Spielern verlangt. Zu den immensen Kosten der Elbphilharmonie hat die Orgel übrigens nicht beigetragen: Die zwei Millionen Euro wurden von dem Hamburger Unternehmer Peter Möhrle gespendet.