Berlin.

Edgar Selge ist als einarmiger Polizeikommissar Jürgen Tauber in der ARD-Krimi-Reihe "Polizeiruf 110" zum Publikumsliebling geworden. Für die Rolle, die er zehn Jahre lang schräg und verletzlich spielte, wurde er unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis und mit dem Adolf-Grimme-Preis mit Gold ausgezeichnet.

Jetzt kürten die Theaterkritiker den 68-Jährigen für ein ganz anderes Projekt zum Schauspieler des Jahres. Am Schauspielhaus Hamburg steht er mit einer Solo-Performance von Michel Houellebecqs Polit-Thriller "Unterwerfung" auf der Bühne - 2 Stunden und 40 Minuten lang. "Dieser Abend heißt Edgar Selge. Großartig, bewundernswert, mitreißend", urteilte das "Hamburger Abendblatt".

Seit langem gilt Selge als einer der wichtigsten und vielseitigsten deutschen Charakterdarsteller. Als Sohn eines Gefängnisdirektors im ostwestfälischen Herford aufgewachsen, begann er nach Philosophiestudium, Klavierausbildung und Schauspielschule zunächst am Berliner Schiller-Theater. 20 Jahre lang gehörte er später zum Ensemble der Münchner Kammerspiele, war aber bei allen großen Bühnen von Wien bis Zürich, Hamburg bis Berlin gefragt.

Zu seinen zahlreichen Kino- und Fernsehauftritten zählen etwa die Gesellschaftssatiren "Kir Royal" und "Rossini", die Komödie "Angsthasen", das Kriegsdrama "Hannas Entscheidung" und in diesem Jahr "Der Fall Barschel" und "Bach in Brazil". Trotz solcher Erfolge hängt er besonders an der Bühnenarbeit. "Theater ist für mich Kommunikation", sagt er, "zwischen den Schauspielern auf der Bühne und zwischen Bühne und Publikum."