Die Frauengruppe von Padmini Chettur eröffnet am 10.10. auf Kampnagel die “India Week Hamburg“

Keine exotischen Bilder, keine Kostümpracht von klassischem indischem Tanz. Padmini Chettur konzentriert sich in ihrem Stück "Beautiful Thing 1" auf die Einfachheit der Bewegung zur elektronischen Klangkulisse des niederländischen Komponisten Maarten Visser. Die klare Ästhetik ihrer konsequenten Studie über den "Atem des Lebens" wurzelt zwar in der strengen Stilistik des südindischen Tempeltanzes Bharatanatyam, entfaltet aber Eigenleben und Schönheit aus der Kraft und Präsenz der Körper.

"Beautiful Thing 1" (10./11.10., 19.30 Uhr) eröffnet in der Kampnagelfabrik die "India Week Hamburg" und signalisiert zugleich: Rasche Entwicklungen und radikale Veränderungen in der Politik und Wirtschaft prägen auch die Kultur und Kunst des Subkontinents. Außer Gesprächen in der Handelskammer stehen bei der "Indischen Woche" Filmvorführungen, Konzerte, Tanzworkshops für Kinder und das Diwali-Fest im Hamburg-Haus auf dem Programm. Zur Einstimmung auf die Dynamik der urbanen Revolution präsentieren die Fotografen Jörg Böthling und Udaysankar Mukherjee ab 8.10. im Metropolis-Kino die Ausstellung "Bombay - Calcutta: Kolkata - Mumbai" mit Porträts von "Menschen in Indiens Mega-Metropolen".

In den westlichen Köpfen herrscht noch immer das touristische Bild vom exotischen Indien - gerade was den Tanz betrifft. Virtuose Solistinnen des traditionellen Bharatanatyam haben es geprägt. Die Augen rollen, die Brauen zucken, der Kopf ruckt auf dem Hals, die Finger spannen sich zu Gesten - den Mudras -, die Füße stampfen im Takt. Die Solistin erzählt von alten Mythen um den Weltenschöpfer Shiva. Für Europäer wie für die jüngere Generation der Inder ist der "Erzähltanz" kaum zu entschlüsseln.

Padmini Chettur hat als Kind mit Bharatanatyam begonnen, schloss sich jedoch 1991 der Gruppe von Chandralekha in Chennai (Madras) an. Die 2007 gestorbene Revolutionärin des zeitgenössischen indischen Tanzes hatte die "abstrakte" Form des Bharatanatyam, den rhythmischen Nittra modernisiert, kombinierte ihn mit Elementen von Kampfkunst und Yoga. Sie reduzierte, oder besser konzentrierte in ihren Stücken Tanz auf das Wesentliche: Den Körper ohne den Glanz und den "Kitsch" der traditionellen Kostüme. Ihre Choreografien charakterisierten Minimalismus, eine meditative Langsamkeit und magische Bildkraft.

Chettur hat neun Jahre lang mit der Meisterin Chandralekha gearbeitet, entwickelt seit 1999 eigene Soli und Choreografien, zählt nun zu den wichtigsten Choreografinnen des modernen indischen Tanztheaters. Sie kooperiert mit westlichen Künstlern wie der Berliner Choreografin Sasha Waltz und beweist: Der indische Tanz ist trotz jahrhundertealter Tradition längst im heute angekommen.

India Week Hamburg Veranstaltungen ab Do 8.10., ausführliche Infos im Internet unter www.india-week-hamburg.org