Ibsens “John Gabriel Borkman“ hat am 27. August Premiere im Ernst-DeutschTheater. Wolf-Dietrich Sprenger führt Regie

Manche Theaterstücke sind von Furcht einflößender Hellsichtigkeit. "John Gabriel Borkman", trauriger Held aus Henrik Ibsens gleichnamigem Drama, ist fast ein literarischer Widergänger des wegen zigfachen Betruges verurteilten Finanzmaklers Bernard Madoff. Das ist aber nicht der alleinige Grund für Regisseur Wolf-Dietrich Sprenger, mit dem 1897 in Helsinki uraufgeführten Stück des Norwegers am 27. August die neue Spielzeit im Ernst-Deutsch-Theater einzuläuten. "Das Stück erzählt die Tragödie eines Mannes, der alles Emotionale dem Traum vom materiellen Glück unterordnet", so Sprenger.

Ex-Bankdirektor Borkman hat mit abgezweigten Geldern seiner Kunden spekuliert. Kurz bevor er diese zurückerstatten konnte, wurde er von seinem Freund Hinkel verraten. Borkman landet 16 Jahre hinter Gittern. Hinter dem finanziellen und moralischen Debakel verbirgt sich eine Liebestragödie. Für den Direktorenposten hatte Borkman einst seine Liebe zu Ella Rentheim verraten, die der einflussreiche Hinkel gleichfalls begehrte. Borkman ehelichte stattdessen Ellas Schwester Gunhild.

Das Leben führt alle Beteiligten erneut zusammen, wo sie verbittert um die Gunst des Borkman-Sohnes Erhart ringen, der bei der nunmehr todkranken Ella aufwuchs. "Ibsen hat einfach eine unglaublich gute Menschenkenntnis und -beobachtung", meint Sprenger. "Er berührt durch seine unsentimentale Schilderung." Borkman bleibt bis zum Ende uneinsichtig. Die Inszenierung ist mit Uwe Friedrichsen, Thekla Carola Wied und Elfriede Irrall prominent besetzt. Mit Thekla Carola Wied, die erstmals am Ernst-Deutsch-Theater spielt, hat Sprenger schon in Berlin gemeinsam Schultheateraufführungen bestritten. "Sie wollte für ihre Rückkehr auf die Bühne nicht irgendein lockeres Drei-Personen-Stück, sondern eine lohnende Aufgabe." In der Rolle der disziplinierten Frauenfigur der Ella hat sie diese vielleicht gefunden.

John Gabriel Borkman Premiere Do 27.8., 19.30, Ernst-Deutsch-Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz 1, Karten von 15,- bis 31,- unter T. 22 70 14 20; www.ernst-deutsch-theater.de