Hamburg. Im Hauptberuf war er Anwalt. Beriet Künstlerinnen und Künstler, war als Nachlassverwalter für Autoren wie Grass, Rühmkorf und Kempowski tätig. Das zeigt, wem die Liebe Joachim Kerstens galt: der Literatur. Am 9. März ist er, der wichtige Förderer und Vermittler des literarischen Lebens in Hamburg, nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren gestorben.
2020 erhielt Kersten im Rathaus aus der Hand von Kultursenator Carsten Brosda das von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehene Bundesverdienstkreuz am Bande. Geehrt wurde Kersten unter anderem für seine Arbeit für zahlreiche Stiftungen, etwa die Arno Schmidt Stiftung, die Kurt-Wolff-Stiftung, die Ben-Witter-Stiftung oder die Stiftung F.C. Gundlach. Arno Schmidt war dem Juristen, der 1946 in Celle geboren wurde, besonders wichtig. 2011 gab Kersten den Band „Arno Schmidt in Hamburg“ heraus. In den Räumen seiner Anwaltskanzlei im Univiertel standen regalweise Bücher, und es hingen: Dutzende Fotos und Stiche von Goethe, Rilke, Klopstock, Walter Benjamin, natürlich Arno Schmidt. Joachim Kersten war ein Mann des Buches, seine Privatbibliothek umfasste zuletzt 35.000 Titel. Dem Abendblatt erzählte er einmal, dass er seit seinem 14. Lebensjahr in Notizbüchern mit schwarzem Einband jeden Titel vermerkte, der in seine Sammlung kam.
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Carsten Brosda: Kerstens ehrenamtliches Engagement beispielhaft
Die Kurt Wolff Stiftung bezeichnete Kersten als „leidenschaftlicher Leser, Kenner des literarischen Lebens und Ermöglicher“. Die Stiftung trauere „um ihren langjährigen Verbündeten und engagierten Verfechter der Belange unabhängiger Verlage“. Kultursenator Carsten Brosda wusste 2020 zu sagen, dass Joachim Kerstens Arno-Schmidt-Performances „legendär“ seien. Kerstens ehrenamtliches Engagement bezeichnete Brosda als beispielhaft, „und nicht nur das literarische Hamburg hat von seinem kundigen Rat oft profitiert“.
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