Hamburg. Der Kanadier Jan Lisiecki spielt wieder mal in der Elbphilharmonie, ein junger Wegbegleiter von Pop-Star Prince auf St. Pauli. Dazu kommen ein Benefiz für die Ukraine, Kino-Sondervorstellungen im Abaton, eine richtig coole Ausstellung in der Neustadt und ein Gedenk-Konzert für Coco Schumann. Der Januar geht, der Februar kann kommen.
Kultur-Tipp für Hamburg: Eine Lesung mit Musik in St. Johannis in Harvestehude
Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine hat auch das Ziel, die ukrainische Kultur auszulöschen. Sie insbesondere vor diesem Hintergrund im Westen bekannter zu machen, ist das Ziel eines literarischen Streifzugs, der an diesem Sonnabend, 28. Januar, in St. Johannis-Harvestehude zu erleben ist.
Hier lesen die Berliner Schauspieler Jan Uplegger und Mareile Metzner Texte ukrainischer Autoren, für musikalische Begleitung sorgen die aus der Ukraine geflüchteten Sängerinnen Tetiana Nadolinska, Iryna Razin-Kravchenko und Nataliia Kuprynenko sowie an der Gitarre der Wahlberliner Daniil Zverkhanovsky.
„Stimmen der Ukraine“ Sa 28.1., 19.00, St. Johannis-Harvestehude (U Hallerstraße), Heimhuder Straße 92, Eintritt frei, Spenden für Hilfsprojekte in der Ukraine erbeten
MonoNeon bringt Soul und Funk in den Nochtspeicher
Vor bald sieben Jahren starb Prince, der Meister des Spagats zwischen funkigem Groove und schriller Pop-Avantgarde. Einer, der die Fackel weiter trägt, ist sein letzter Bassist (sowie Sänger und Multiinstrumentalist).
Der erst 32-jährige Dywane Thomas Jr. alias MonoNeon stammt aus Memphis, ist ein netzhautabfräsend grell gekleideter Paradiesvogel, verbindet aber individuelle wie virtuose Technik und mit John Cage verglichene Experimentierfreude mit tanzbaren Soul- und Funk-Songs wie „Invisible“ vom Album „Supermane“ (2021). Der Titel einer weiteren Platte aus dem Jahr 2014 bringt seine Kunst am besten auf den Punkt: „John Cage On Soul Train“. Na dann gute Abfahrt am Sonnabend im Nochtspeicher.
MonoNeon Sa 28.1., 19.30, Nochtspeicher, (S Reeperbahn, Bus 111), Bernhard-Nocht-Straße 69a, Karten zu 28,20 im Vorverkauf; www.mononeon.com
Jan Lisiecki spielt Chopin in der Elbphilharmonie
Pianist Jan Lisiecki ist in dieser Saison ProArte-Residenzkünstler und in Hamburg deshalb häufiger und mit einem vielfältigen Programm zu erleben. Am 1. Februar spielt er auf Einladung des Dirigenten Sir Antonio Pappano und seines Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in der Elbphilharmonie Frédéric Chopins Klavierkonzert Nr. 2 f-Moll op. 21.
Außerdem ist an diesem Abend die 7. Sinfonie von Anton Bruckner zu hören. Lisiecki-Fans können sich zudem auf einen weiteren Konzerttermin freuen: Am 21. Juni spielt der Kanadier ein reines Chopin-Programm, erneut im Großen Saal der Elbphilharmonie.
Jan Lisiecki, Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia Mi 1.2., 20.00, Elbphilharmonie, Großer Saal (U Baumwall, Bus 111), Platz der Deutschen Einheit, Karten ab 124,90 im Vorverkauf unter proarte.de; www.elbphilharmonie.de
Das Erbe des Nazi-Jägers Fritz Bauer im Kino
Fritz Bauer war ein Mann, über den man gar nicht genug wissen kann. Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit zählte viele Jahre lang nicht zu den starken Seiten der Bundesrepublik. Aber Bauer war es, der entscheidend dazu beitrug, dass 1963 die Frankfurter Auschwitz Prozesse Licht in das Nazi-Dunkel bringen konnten.
Sie waren die Grundlage für eine neuen Rechtsauffassung in diesem Land. Ins Abaton kommen am 2. Februar unter anderem die Regisseurinnen Isabel Gasthof und Cornelia Partmann.
„Fritz Bauers Erbe“ Do 2.2., 18.00, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten 9,50; www.abaton.de
Tiefgründige Songs von AVEC im Mojo Club
Gewiss, Wien ist die Hauptstadt der Pop-Kultur Österreichs, aber auch aus dem beschaulichen Vöcklabruck kommen starke Songs. Seit ihrer Ballade „Granny“ ist Sängerin und Songschreiberin Miriam Hufnagl alias AVEC nicht nur in ihrer Heimat auf den Zetteln zahlreicher Fans von eingängigen, melodiösen und tiefgründigen Songs, die sowohl in Clubs als auch in Arenen, etwa als Support von James Blunt, ihre Wirkung entfalten. Ihr drittes Album „Homesick“ erschien 2020, aber ein Abend im Hamburger Mojo Club sollte am 28. Januar schnell jedes Heimweh vertreiben.
AVEC, Oskar Haag Sa 28.1., 19.30, Mojo Club (U St. Pauli), Reeperbahn 1, Karten zu 27,85 im Vorverkauf; www.officialavec.com
Eine filmische Paartherapie als Sonderschau im Abaton
Ob man mit dieser Geschichte auch große Sprünge machen kann? Die aus Kasachstan stammenden Brüder Alex (Regie) und Dimitrij Schaad (Schauspiel), bekannt aus den „Känguru“-Filmen, haben sich an ein Thema getraut, das recht verschachtelt ist.
In „Aus meiner Haut“ erzählen sie von Menschen, die sich in eine Paartherapie begeben. Dabei werden aber Körper und Seelen vertauscht. Wie genau das geht, können sie selbst erklären: Am 3. Februar kommen beide zu einer Sondervorstellung ins Abaton, um etwas Licht in das Beziehungsdunkel zu bringen und stellen sich den Fragen des Publikums.
„Aus meiner Haut“ Fr 3.2., 18.00, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten 9,50; www.abaton.de
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Bilder vom Puls der Polarwelt in der Galerie Freelens
„Stars of Polar Night“ heißt die aktuelle Ausstellung in der Galerie Freelens: Die Dokumentarfotografin Esther Horvath ist nach Spitzbergen gereist, um dort die Mitarbeiter einer Forschungsstation zu begleiten, die für die Klima- und Atmosphärenforschung weltweit zu den wichtigsten Stützpunkten gehört.
An kaum einem anderen Ort der Erde lässt sich der Puls der Polarwelt so gut und ungestört fühlen. Entstanden sind beeindruckende Bilder einer unwirklichen, von Dunkelheit bestimmten Welt, in der teils bis zu 30 Grad unter null herrschen.
„Stars of Polar Night“ 2.2.-31.3., Mo-Do 11.00-18.00, Fr 11.00-16.00, Galerie Freelens (S Stadthausbrücke), Alter Steinweg 15, Eintritt frei, www.freelens.com
Eine Diskussion über die Relevanz und Zukunft der „Tagesschau“
„70 Jahre Tagesschau – geht da noch was?“. Anlässlich des runden Jubiläums der ältesten und noch immer meistgesehenen deutschen Nachrichtensendung lädt die Freie Akademie der Künste am Montagabend zur Diskussion.
In der Reihe „Sinn des Ganzen – Akademie und Gesellschaft im Dialog“ sprechen Moderator Michail Paweletz, Medienwissenschaftlerin Joan Bleicher und Journalist Wilfried Köpke über Geschichte, Zukunft, gesellschaftliche Relevanz und Vertrauenswürdigkeit des Formats im Ersten, blicken auf Themen wie den Einsatz Künstlicher Intelligenz und den Umgang mit Fake News und den Erscheinungen einer modernen Medienlandschaft.
„70 Jahre Tagesschau – geht da noch was?“ Mo 30.1., 19.00, Freie Akademie der Künste (U Steinstraße), Klosterwall 23, Eintritt 15,-/10,- (erm.), www.akademie-der-kuenste.de
Autorin Kübra Gümüşay liest und diskutiert im Centralkomitee
Sie ist Autorin des Bestsellers „Sprache & Sein“ (2020) sowie Initiatorin zahlreicher Kampagnen und Vereine. Das Magazin „Forbes“ zählte Kübra Gümüşay schon im Jahr 2018 zu den „Top 30 unter 30“ in Europa in der Kategorie Media und Marketing.
Die gebürtige Hamburgerin und studierte Politikwissenschaftlerin, die seit einem Jahrzehnt mit ihrem Ehemann in Oxford lebt, war 2014 auch Botschafterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes im „Jahr gegen Rassismus“, hat sich zuletzt mit alternativen Zukünften und realen Utopien fasst.
Es gibt einiges zu hören und zu erörtern, wenn die deutsch-türkische Feministin am Donnerstag ins Centralkomitee kommt. Bühnen-Mitbetreiber Michel Abdollahi moderiert.
Kübra Gümüsay Do 2.2., 20.00, Centralkomitee (U Lohmühlenstraße), Steindamm 45, Karten zu 16,75; www.centralkomitee.de
Kultur-Tipp für Hamburg: Ein Gedenk-Konzert für Coco Schuhmann
Vor zehn Jahren hatte der Wahlhamburger Alexander Kranich den legendären Coco Schumann (1924-2018) kennengelernt, den jüdischen „Ghetto-Swinger“. Der Holocaust-Überlebende überließ dem E-Gitarristen Aufnahmen seiner Arrangements, die Kranich 2020 transkribierte.
Anlässlich der Woche des Gedenkens mit Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 interpretiert Kranich die seit Jahrzehnten nicht mehr gespielten Stücke. Das verspricht am Freitag in der Kunstklinik Eppendorf ein besonderes Konzert – mit erstklassigem Personal: Freya Deiting (Geige), Max Jalaly (Kontrabass) Axel Reichard (Piano), Dejan Hauch (Schlagzeug) und Kranich spielen die rekonstruierten Originalkompositionen Schumanns und Auszüge aus dem überlieferten Repertoire im Kontext der Geschichte.
„A Tribute To Coco Schumann & Ghetto Swingers“ Fr 3.2., 19.00, Kunstklinik (Bus 20, 22, 25), Martinistraße 44a, Karten zu 20,- (freiwilliger Unterstützungspreis)/15,-/erm. 12,- unter T. 78 05 04 00 und karten@kunstklinik.hamburg
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