Hamburg. Zehn Jahre mussten ihre Fans auf sie warten, jetzt hat die Hamburger Autorin Petra Oelker sie wieder zum Leben erweckt: Rosina, die Wanderkomödiantin, ermittelt „Im schwarzen Wasser“, dem elften Band der historischen Hamburg-Krimireihe, zusammen mit Weddemeister Adam Wagner. Seit dem Erscheinen des ersten Bandes „Tod im Zollhaus“ im Jahr 1997 sind fast eine Million Exemplare der Reihe verkauft worden.
Diesmal entführt Petra Oelker ihre Leser in das Hamburg von vor 250 Jahren. Genauer: an die Reesendammbrücke, unweit des Rathauses. Im Mai 1774, und noch bis ins 19. Jahrhundert hinein, befand sich dort eine Gerberei. In der ätzenden Lohebrühe der Gerberei Neulander an der Kleinen Alster findet der Lehrling Jakob Neulander eines Morgens eine Leiche.
Genaue Beschreibung des früheren Alltags der Menschen
Einen Mann, den er kannte. „Ich bin ihm einige Male an der Alster und auf der Wallpromenade begegnet, er war dort mit einem Skizzenbuch, und wir haben uns darüber unterhalten. Er hieß Meunier. Er war ein Mann der Wissenschaften und hatte große Pläne. Wirklich große Pläne. Er kannte sich auch gut mit den Sternen aus, über Land und auf See, das hat er gesagt. Er wusste so viel und zeichnete ganz wunderbar.“ Wer aber hat ein Motiv, den jungen Erfinder Hippolyt Meunier zu ermorden? Denn Mord war es, stellt der Stadtphysikus sehr schnell fest.
Erneut nimmt Petra Oelker die Leserinnen und Leser mit auf eine spannende Reise durch das historische Hamburg. Eine ihrer großen Stärken ist die Recherche. Und in der Folge die Genauigkeit der Beschreibung des früheren Alltags der Menschen. Wie hat Hamburg einmal gerochen, gesprochen, ausgesehen, sich angefühlt? Durch die Recherche, sagt die frühere Journalistin und Autorin von Sachbüchern und Biografien, entstehe jedes Mal eine Art Mosaik. „Ein Gewebe, das dann zum Schreiben führt.“
Zweite Lieblingsfigur
Und aus dem sozusagen die Figuren erwachsen. Da ist natürlich Rosina, die inzwischen in Hamburg sesshaft geworden ist. „Aber immer noch neugierig und unruhig.“ Rosina ist mit Magnus Vinstedt verheiratet. „Ehemann, Bürger und allzu oft in heikler Mission für den Rat unterwegs.“ Er kennt die Leidenschaft seiner Frau für das Verbrechen, dieser Tochter aus gutem Haus, das sie – noch ein halbes Kind – bei Nacht und Nebel verlassen hatte. „Für viele Jahre Wanderkomödiantin mit einer ganzen Palette von Talenten und oft zur Stelle, wenn es an Alster und Elbe, einmal sogar an der Themse, Verbrechen aufzuklären galt.“ Mit einer „enormen Wissbegier, Ausdauer und Einfallsreichtum gesegnet, wenn es um die Lösung düsterer Rätsel ging“.
In ihrem neuen Roman hat Petra Oelker noch eine zweite Lieblingsfigur, die ihr besonders am Herzen liegt: Johanne Süderland, genannt die Gardewinsch, als amtliche Stadtleichenfrau für unerwünschte Leichen und Findelkinder zuständig. „Diese Stadtleichenfrauen hat es wirklich gegeben“, sagt Petra Oelker. Die Gardewinsch ist auch in diesem Fall einmal mehr vor dem Weddemeister am Tatort. „Er verstand nicht, wie sie das schaffte.“ Es heißt, sie habe ein Netz von Zuträgern und zahle für Nachrichten „in barer Münze“. Eines Tages aber ist die neugierige Leichenfrau, die diskrete Verbindungen in viele Hamburger Kreise pflegte, ebenfalls verschwunden. „Das konnte in einer Stadt, deren Tore von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geschlossen waren, leicht geschehen“, schreibt Oelker. Rosina aber weiß sofort, dass da etwas ganz und gar nicht stimmt.
Petra Oelker beim Krimifestival
- Am 4. November (20 Uhr) stellt Petra Oelker ihren historischen Krimi im Rahmen des Hamburger Krimifestivals auf Kampnagel vor. Tickets gibt es unter anderem in der Abendblatt-Geschäftsstelle (Großer Burstah 18–32) und unter der HA-Tickethotline 30 30 98 98.
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