Hamburg. Der Film “Systemsprenger“ ist herausragend bis in die Nebenrollen, in denen gleich eine ganze Reihe Thalia-Schauspieler zu sehen sind.

Wie macht man das: Die Geschichte eines verhaltensauffälligen Kindes zu erzählen, eines Mädchens, das die Mutter nicht mehr zu sich nehmen möchte, das stattdessen von Pflegeheim zu Krankenstation zu Einzelbetreuung pendelt – und wieder von vorn? Leicht ist das auf jeden Fall nicht, denn hier tun sich viele Fallen auf. In der Darstellung der Ursachen sozialer Dysfunktionalität gähnen Abgründe von Klischees, die eine gute Geschichte schnell zum Ärgernis machen können. Auch stellt sich die Frage nach der Dramaturgie: Wie kommt man unter diesen Voraussetzungen überhaupt zu einem überzeugenden Ende, das die Zuschauer weder deprimiert noch enttäuscht?

Die Regisseurin Nora Fingscheidt, die mit „Systemsprenger“ bereits im Frühjahr auf der Berlinale in einem insgesamt eher durchwachsenen Wettbewerb für Begeisterung sorgte, bekommt in diesem Film alle Probleme in den Griff. Das liegt zuallererst an der gelungenen Auswahl der Schauspieler. Die erst 2008 geborene Helena Zengel ist in der Rolle der Benni derart überzeugend, dass es wenig überrascht, dass sie demnächst, wie das Branchenblatt „Variety“ im August vermeldete, an der Seite von Tom Hanks in Paul Greengrass’ Film „News of the World“ zu sehen sein wird.