Hamburg. Brillanter Stresstest von Alan Gilbert mit Lindbergs „Kraft“. Yuja Wang setzte noch einen drauf. Dennoch gingen Zuschauer früher.

Als kurz nach der Elbphilharmonie-Eröffnung Blixa Bargeld und seine Berliner Kollegen im Großen Saal auf ihre kultgewordene Altmetallsammlung eindroschen, durfte man viel Spaß mit diesem Kunst-Krach der Einstürzenden Neubauten haben, weil aus den Bürgerverschreckern längst Goethe-Institut-Hochkulturdiplomaten geworden waren. Und die „Weiße Haut“? Hielt, klar, die blieb sicher an den Saalwänden. Mehr als zwei Jahre später war es nun der frisch angetretene NDR-Chefdirigent Alan Gilbert, der im Rahmen seines Auftakt-Festivals mit Magnus Lindbergs „Kraft“ den nächsten, noch heftigeren Stress-Test aufs Programm setzte.

Vorab wurden, als niedliche „Ich hab‘s auch ohne überlebt!“-Tapferkeits-Trophäe, jede Menge Ohrenstöpsel an den Saal-Eingängen verteilt. Und Gilbert warnte süffisant, statistisch fände man in Lindbergs riesig besetztem Hit „Kraft“, für den das Hamburger Orchester sich bei einem Lübecker Schrottfachhändler großzügig eingedeckt hatte, deutlich mehr leise als laute Passagen.