Hamburg. Die Kulturbehörde will 2023 die Beckerath-Orgel durch eine rekonstruierte Walcker-Orgel ersetzen. Das verändert nicht nur den Klang.

„Das Gesicht der Laeisz­halle wird sich verändern.“ So kategorisch, wie es Alexander Steinhilber als städtischer Orgelsachverständiger beim Blick auf die Pläne und die alten Fotos an seiner Bürowand formuliert, kann man das wohl sehen, wenn alles so läuft, wie man es sich in der Kulturbehörde mit der Orgel im Großen Saal vorstellt. Dann nämlich wird in der Sommerpause 2023 als krönender Abschluss der fünfjährigen Konzerthaus-Generalsanierung eine „Zurück in die Zukunft“-Aktion gestartet: Die bisherige Orgel verschwindet. Auf ihren Platz wird hinter die Orgelpfeifen-Reihen eine detailgetreue Rekon­struktion der Walcker-Orgel installiert, die seit der Eröffnung 1908 gespielt, aber um 1950 durch das vermeintlich zeitgemäßere Instrument der Hamburger Orgelbaufirma Beckerath ersetzt wurde.

Diese Walcker-Orgel, aus Ludwigsburg stammend und 40.000 Mark kostend, war ein Old-School-Instrument, ein Kind des 19. Jahrhunderts: spätromantisch voluminös im Klang und mit reichlich PS unter der Haube; das Beckerath-Modell, Opus 1 der noch frischen Firma, entsprach einer anderen, damals bevorzugten Klangästhetik. Ihr damaliger Preis: 112.000 D-Mark. Ein Hamburger Kaufmann kaufte die Walcker-Orgel anschließend für ein Film- und Varieté-Theater namens Thalia in seiner Geburtsstadt Wuppertal, wegen angeblicher Mängel bekam er sie als Schnäppchen für 12.600 D-Mark. Wenige Jahre später wechselte das immer noch ganz gute Stück erneut den Besitzer, seitdem versieht sie, inzwischen nur noch teilweise original, ihren Dienst als Kirchenorgel in St. Engelbert in Köln-Riehl.