Hamburg. Das Berliner Masken-Kollektiv Familie Flöz begeistert mit dem Stück „Dr. Nest“. Timing und Körperbeherrschung sind perfekt.

In langen Unterhosen stehen die fünf Darsteller auf der Bühne und reichen sich einen weißen Doktorkittel weiter, bis nicht mehr zu unterscheiden ist: Wer ist hier eigentlich Patient, wer Arzt? Nach den Erfolgen der vergangenen Jahre, zuletzt 2018 mit „Hotel Paradiso“, gastiert die Theatergruppe Familie Flöz mit ihrer neuen Produktion „Dr. Nest“ erneut beim Schleswig-Holstein Musik Festival. Und auch diese Eigenkreation begeistert die Zuschauer im Ernst Deutsch Theater mit körperbetonter Spielfreude und den unförmig großen, melancholisch in die Welt blickenden Masken, die den Charakter der stummen Bühnenkunst der Familie Flöz ausmachen.

Es ist leicht, sich an vermeintlich Spleenigem zu ergötzen, doch dabei läuft man Gefahr, sich auf Kosten der Patienten zu amüsieren. Diese Balance wird an diesem Abend zumeist, wenn auch nicht immer, gewahrt. Der seltsam traurige Dr. Nest will den Patienten an einer neuer Wirkungsstätte mit unkonventionellen Methoden helfen, hat aber selbst mit Dämonen zu kämpfen, wie düstere Bilder auf der mobilen Bühnenkonstruktion zeigen.