Interview

Schweighöfer: Mit dem Mann dreh' ich wieder

| Lesedauer: 8 Minuten
Thomas Andre
Schauspieler Matthias Schweighöfer (l.) und Florian David Fitz

Schauspieler Matthias Schweighöfer (l.) und Florian David Fitz

Foto: Amin Akhtar

Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz haben zusammen den Film „Der geilste Tag“ gedreht. Die Idee dazu entstand auf einer Party.

Berlin.  Sie gehören zu den ganz wenigen deutschen Stars, die Millionen Zuschauer ins Kino ziehen. Aber noch nie haben Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz einen Film zusammen gedreht. Bis jetzt. „Der geilste Tag“, seit Donnerstag in den Kinos, handelt von zwei Todkranken, die es noch mal krachen lassen wollen. Fitz führte dabei auch Regie, Schweighöfer, der sonst selbst oft auf dem Regiestuhl sitzt, musste sich mal anweisen lassen. Aber die Arbeit hat den beiden so viel Spaß gemacht, dass sie bald wieder zusammenarbeiten wollen. Wir trafen die beiden Schauspieler im Hotel de Rome.

Hamburger Abendblatt : Herr Fitz, Sie spielten gerade erst in „Hin und weg“ einen Todkranken. Treibt Sie das Thema um?

Florian David Fitz: Das sieht im Nachhinein immer so nach Plan und Absicht aus, ist aber purer Zufall. „Hin und weg“ kam sogar erst nach diesem Film. Den hatte ich erst abgesagt, wegen „Der geilste Tag“. Und dann doch noch gemacht. Die Prämissen bei diesen Filmen sind aber ganz andere.

Herr Schweighöfer, Sie haben mit Ruth Maria Kubitschek in „Frau Ella“ auch schon eine große Freundschaft in einem Krankenhaus geschlossen.

Matthias Schweighöfer: Ja, Flo ist auch ein bisschen älter als ich, noch ‘ne ältere Frau.

Ist „Der geilste Tag“ so was wie eine Weiterdrehe des Til-Schweiger-Erfolgs „Knockin’ on Heaven’s Door“?

Fitz : Die Genre-Frage stellt sich da immer gern, und natürlich zieht man Vergleiche zu Filmen, die man kennt. Die Frage ist aber, ob sich ein neuer Film mit etwas anderem auseinandersetzt als die anderen. Und das tut unser Film schon.

Eine Frage, die Sie jetzt wahrscheinlich immer zu hören kriegen: Darf man eine Komödie übers Sterben drehen?

Fitz : Ja, natürlich. Ich bin jedenfalls ein großer Freund davon, tragische Themen in eine Komödie zu packen. Und das trotzdem mit einer Wahrhaftigkeit zu erzählen. Nur dann ist es spannend. Mich nervt, dass wir aus dem Tod immer so eine heilige Sache machen.

Schweighöfer: Das finde ich auch. Das habe ich aber auch erst durch Flo gelernt. Vor solchen schweren Themen habe ich mich bisher eher gedrückt. Aber warum darf sowas nicht auch humorvoll behandelt werden?

Dann drängt sich die Frage auf: Wenn Sie wüssten, Sie wären todkrank – was würden Sie tun?

Schweighöfer: Meine Mutter hat seit 15 Jahren dieselbe Wohnung. Sie stellt sich immer vor, wie es wäre, einen Balkon zu haben. Und rückt dauernd Möbel um. Ohne dass sich die Wohnung ändert. So ist das vielleicht auch mit diesem Thema: Es nimmt dir so wahnsinnig viel Zeit weg, die du auch anders verbringen könntest. Sie kann sich mit einem Balkon auseinandersetzen, wenn sie mal einen hat. Aber solange braucht sie keine Möbel rücken. Vor dem Sterben ist immer noch das Leben.

Fitz: Besser kann man das eigentlich gar nicht sagen. Vielleicht muss man sich das ab und an vergegenwärtigen, dass man nicht so sehr über „was wäre wenn“ nachdenken, sondern im Hier und Jetzt leben sollte. Das klingt leider immer nach der Esoterik-Ecke, aber dann hat man vielleicht mehr erlebt, wenn man wirklich geht.

Das war Ihr erster gemeinsamer Film. Zwei Alphatiere zusammen: War das leicht oder harte Arbeit?

Schweighöfer: Wir hatten uns mal getroffen. Ich weiß gar nicht mehr bei welcher Party ...

Fitz: Ja, weil wir getrunken haben!

Das war also eine Schnapsidee?

Fitz : Ganz genau. Wir haben mal rumgesponnen: Wollen wir nicht mal was zusammen machen? Ich habe dann nach Ideen gekramt. Und nach langer Zeit, Matthias hat schon nicht mehr daran gedacht, kam ich mit drei Ideen. Und bei dieser hat er gesagt: Bingo, das machen wir.

Obwohl Sie dem Thema immer ausgewichen sind?

Schweighöfer: Oder weil ... Ich hab da aus dem Bauch heraus gesagt: Das ist es, brauchst gar nicht weiter zu erzählen. Das Thema hatte einfach das meiste Potenzial.

Da Sie beide Schauspieler und Regisseure sind: Wie ist das, wenn ein anderer Schauspieler Regie führt? Versucht man automatisch mitzureden? Weiß man alles besser?

Schweighöfer: Das war alles schon so gut geschrieben. Der Flo hat so eine Tiefe hineingebracht, so weit, das muss ich ganz neidlos anerkennen, bin ich noch nicht. Wer sonst hätte das also machen sollen?

Fitz: Und ich wollte sogar, dass Matthias reinredet. Ich hab ihn sogar ganz oft ­gefragt, wie er das sieht. Weil ich das Gefühl hatte, ihn so mehr an Bord zu haben. Ich sehe Regie eh nicht so, dass ich auf einem Herrenstühlchen sitze und mir alles allein ausdenke. Sondern mehr so, dass man die Fäden zusammenführt, aber der Teppich wird von allen Beteiligten gewebt. Das habe ich ständig herausgefordert. Anfangs steckte Matthias noch sehr in seinem vorigen Projekt. Ich hab ihn immer gezwungen, sich persönlich einzubringen.

Schweighöfer: „Der Nanny“ hat mich ganz schön in Anspruch genommen. Was aber für den Film auch wieder ideal war: Weil auch wir uns erst allmählich nähergekommen sind. So wie unsere Figuren im Film. Ich geb aber gern zu, nach all den Regiefilmen, die ich gemacht habe, war es toll, mal nur zu spielen. Und sich um nichts sonst kümmern zu müssen.
Fitz:
Ich war da manchmal richtig eifersüchtig. Der ging morgens joggen, saß den ganzen Tag am Strand. Und ich dachte nur: Danke, Alter.
Schweighöfer:
Man hat ja auch schon mit anderen Regisseuren zusammengearbeitet, wo man sich das so und so vorgestellt hat. Und dann weicht der fertige Filme zu 95 Prozent davon ab. Da ist es doch schön, wenn man sonst selbst Regie führt, dass man mal einen Schritt zurückgeht und den anderen machen lassen kann.

Wie wichtig ist die Chemie am Set? Und was macht man, wenn die nicht stimmt?

Fitz : Dann hast du ein Problem. Normalerweise wird so was ja schon beim Casting entdeckt. Das hat es aber trotzdem auch schon gegeben. Da musst du dann durch. Manchmal wächst man aber auch an der gemeinsamen Arbeit.

Schweighöfer: Du siehst das immer so positiv. Ich kann mich da so in den Ärger reinsteigern, dass das Spielen zwar noch geht, aber nix darüber hinaus.
Fitz:
Aber Antipathie ist ja auch eine Form von Chemie, die kann auch antreiben. Sowas hab ich aber noch nicht erlebt. Ich könnte so nicht drehen.
Schweighöfer:
Wir hatten ja das Glück, dass wir uns geliebt und gehasst haben. Wir führen eigentlich eine Beziehung.

Also der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Werden Sie jetzt noch mal zusammen drehen?

Schweighöfer: Es ist definitiv ein Anfang. Egal wo und was – mit dem Mann dreh ich wieder.

Dann auch mit umgekehrter Situation: Schweighöfer auf dem Regiestuhl?

Schweighöfer: Ich glaube, das nächste Mal wird jemand drauf sitzen, der auf uns beide guckt. Und beim übernächsten Mal bin ich dann dran.

Fitz: Ich glaube, ich bin noch schlimmer als du. Wenn du bei mir Regie führen würdest, würdest du verzweifeln.

„Der geilste Tag“ läuft im Blankeneser, Cinemaxx Dammtor/Wandsbek/Harburg, Hansa, Koralle,
UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek