„Wie sind die Chancen?“ – „Beschissen.“ Wenn ein Arzt eine solche Diagnose stellt und dann auch noch einen Schnaps darauf kippt, weiß man, welches Stündlein geschlagen hat. Oder doch bald schlagen wird. Bodo (Florian David Fitz) hat etwas aus der Bahn geworfen, er lässt sich seither treiben, lässt sich auch immer wieder fallen. Buchstäblich. Bis ihn einer seiner Sekunden-Koma-Aussätze in die Notaufnahme bringt. Und zur Diagnose Hirntumor.

Alsbald liegt er im Sterbehospiz. Unfreiwilliger Nachbar von Andi (Matthias Schweighöfer), der ein Leben lang immer nur Klavier geübt hat, weil er Pianist werden wollte. Und nun ebenfalls ein Todeskandidat ist: wegen einer Lungenfibrose. Andi indes tut alles, um sich zu schonen, bewegt sich nie ohne künstliche Sauerstoffzufuhr. Um sein Leben so lang wie möglich zu verlängern.

Die beiden sind sich von Anfang an unsympathisch. Bodo möchte noch mal richtig was erleben. Er könnte einen Kredit aufnehmen – bevor die Rückzahlung fällig wäre, wäre er tot. Dumm nur, dass er nicht kreditwürdig ist – er braucht den Nervtöter von nebenan. Obwohl der jedes Risiko scheut. Bodo überredet Andi zur Aktion „Der geilste Tag“. Nachholen, was man verpasst hat. Das führt beide erst mal im Sportflitzer über die Autobahn. Dann nach Südafrika, ans andere Ende der Welt.

Zwei Buddys auf letzter Strecke: Das ist nicht eben die frischeste Idee. Wir kennen das aus „Knockin’ n Heaven’s Door“, in dem Til Schweiger und Jan Josef Liefers aus der „Abnippelstation“ ausbüxen. Oder aus „Das Beste kommt zum Schluss“, als Jack Nicholson und Morgan Freeman immer absurdere Ex­trem­herausforderungen antraten, um sich noch lebendig zu fühlen. „Der geilste Tag“ kommt ohne Banküberfälle wie bei „Knockin’“ oder unzahlbare Millionärseskapaden wie bei Nicholson aus. Ganz vergessen macht der Film seine Vorgänger zwar nicht, aber das machen seine Hauptdarsteller mehr als wett.

Florian David Fitz und Matthias Schweighöfer zählen zu den ganz wenigen Stars, die hierzulande Millionen in die Kinos ziehen. Noch nie haben sie einen Film zusammen gedreht. Fitz hat erst im Drama „Hin und weg“ einen Todkranken gemimt. „Der geilste Tag“ ist ­die tragikomische Variante, die er wie sein Drehbuchdebüt „Vincent will Meer“ als Roadmovie steuert. Zum zweiten Mal hat Fitz Regie geführt, Schweighöfer, der ebenfalls oft selbst inszeniert, ist hier auf die Rolle des Sozius reduziert und muss sich ständig böse Anspielungen auf seine Haarfarbe anhören.

Aber die Chemie zwischen den beiden funktioniert prächtig und lässt auch gnädig über so manche Drehbuchschlaglöcher hinwegsehen. Nur schade, dass Andis Idee, den Aufbruch als Blog für die Nachwelt festzuhalten, irgendwann unter die Räder kommt.

„Der geilste Tag“ D 2016, 110 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Florian David Fitz, Darsteller: Florian D. Fitz, Matthias Schweighöfer, Alexandra Maria Lara, täglich im Blankeneser, Cinemaxx Dammtor/Wandsbek/ Harburg, Hansa, Koralle, UCI Mundsburg/ Othmarschen-Park/Wandsbek