Es gab eine Zeit, da liefen Sexfilme ganz normal im Kino. Die Zeitungen, auch das Abendblatt übrigens, druckten sogar Rezensionen. Das muss ein Spaß gewesen sein als Kinoredakteur. In diese längst vergangene Ära entführte 1997 Paul Thomas Andersons Sittengemälde „Boogie Nights“ über die US-Pornobranche in ihrer großen Pionierphase in den 70er-Jahren. Zwar bemängelten einige Kritiker den eher persiflierenden Ansatz von Anderson, das fantastische Darstelleraufgebot und ein großartiger Soundtrack waren aber ein Genuss. Und dann ist da die Stelle, in der Julianne Moore alias „Amber Waves“ ihre bernsteinroten Haare entfaltet, um sich mit Porno-Anfänger Mark „Dirk Diggler“ Wahlberg auf dem Schreibtisch zu vergnügen. Das ist zwar nicht wirklich heiß und schon gar nicht explizit, aber beim Schwenk auf Regisseur Burt Reynolds und seine Filmcrew, die angesichts der Action vor ihnen immer größere Augen machen, wird klar: Die heißesten Erotikszenen finden im Kopf statt. Ich öffne jetzt mal ein Fenster ...