Ein Kommentar von Birgit Reuther

„Und das ist die neue Geschichte“, singt Pierre Bee von der Pop-Band I Heart Sharks. Und der Gitarrist läuft mitten hinein in die tanzenden Fans, die sich auf den Boden hocken, um zum Refrain bis hoch unter die Decke zu springen. Eine von vielen kleinen und das Herz doch so groß füllenden Geschichten, die das Molotow mit seinem ersten eigenen Festival jetzt in drei Nächten hervorgebracht hat. In ihren drei Spielstätten im neuen Zuhause am Nobistor. Storys auf drei Ebenen. Und auf noch vielen mehr. Denn all die Konzerte, Lesungen und DJ-Sets, sie schreiben die Chronik der Nacht fort. Sie erzählen von der Freiheit, die die Stadt erst zum Pulsieren bringt. Die das Herz von St. Pauli nach wie vor wild schlagen lässt.

Das kaufmännische ebenso wie das sich gentrifizierende Hamburg, es braucht solche Orte dringender denn je. Orte, die keine bloßen Vergnügungsparks sind. Orte, an denen etablierte Künstler auf junge ungestüme treffen. Orte, die das Publikum beglücken, weil es etwas zu entdecken gibt.

Natürlich kann in den Musikclubs der Stadt nicht die große soziale Veränderung bewirkt werden. Aber die Kraft der Utopien, die da immer wieder auf die Bühnen gebracht werden, darf keineswegs unterschätzt werden. Was am Morgen dann noch zu sehen ist, ist der Stempel auf der Hand, der Eintritt gewährte in die vergangene Nacht. Bald abgewaschen. Aber die Geschichten, die bleiben. Zum Glück.