Michel Houellebecq ist der wohl meistgelesene und umstrittenste Schriftsteller seiner Generation. Der mit literarischen Preisen ausgezeichnete Franzose gilt als Skandalautor, weil er die Tabuverletzung als Mittel einsetzt. Houellebecq hat seine Biografie zum Bestandteil seiner Literatur gemacht. Als Kleinkind wurde er zu den Großeltern gegeben, die Mutter wollte lieber in einer Hippiekommune leben, der Vater lieber arbeiten. Früh landete Michel in der Psychiatrie. Ob diese biografischen Daten stimmen, wer weiß es?

In einem Interview bekannte Houellebecq: „Ich habe so viel gelogen, dass ich nicht mehr weiß, was wahr ist, was nicht.“ In seinen in der Ich-Form erzählten Romanen zeichnet Houellebecq teils abscheuliche, aber auch schreiend komische Bilder einer narzisstischen Konsumgesellschaft. Seine einsamen Protagonisten leiden unter ihrer Egozentrik, ihrem Unerfülltsein und ihren Schwierigkeiten, menschliche Nähe und Hingabe zu erleben. Sexuelle Frustration ist ein Leitmotiv.

Dem Autor könnte man vorwerfen, er sei Sexist, Frauenhasser, Islamfeind, Kapitalismuskritiker, wenn seine Romane weniger gut wären. Mit dem neuesten Roman „Unterwerfung“ heizt er die Diskussion um den Islam an. Meist steht er wie jetzt bei seinem Auftritt in Köln als komischer Kauz da, als Kettenraucher, Misanthrop, Clochard, verstimmter Gesprächspartner, der länger nachdenkt, als er antwortet.