Die Bands Attic und Nocturnal Witch ließen es zum Jahresabschluss im Rock Café krachen. Gemein ist beiden, dass sie jeweils ein Album veröffentlicht haben - Lichtjahre entfernt vom Mainstream.

Hamburg. „Do it yourself“ lautet das Motto des deutschen Heavy-Metal-Undergrounds. Mach’s selbst, sonst macht es keiner. Sonst gibt’s keine Platten, keine Konzerte, keine Magazine. „Do it yourself“ ist auch das Motto von Alban Qoku, Geschäftsführer des Rock Café an der Silbersackstraße, der seinen Traum eines Heavy-Metal-Ladens einfach lebt – auch wenn er, wie an diesem Abend, in Personalunion die Kasse übernehmen, die Bühnenbeleuchtung regeln und zwischendurch hinterm Mischpult sitzen muss. Aber was tut man nicht alles für einen amtlichen Jahresabschluss, zu dem mit Nocturnal Witch und Attic zwei Bands gekommen sind, die den Club ordentlich füllen.

Gemein ist beiden, dass sie jeweils ein Album veröffentlicht haben und von chartstauglichem Mainstream-Metal à la Blind Guardian oder Hammerfall so weit entfernt sind wie die HSV-Fußballer von einer Europa-League-Qualifikation. Hier wird gebrüllt und gekreischt, mit weiß geschminkten Gesichtern das unaussprechlich Böse beschworen und nach getaner Arbeit im Kreise der Fans friedlich-fröhlich eine Art Familienfest gefeiert. Passt ja auch zu Weihnachten.

Nocturnal Witch aus Thüringen eröffnet den Abend und hat eigentlich ganz gute Karten, ist ihr Debüt „Summoning Hell“ doch ein mächtig brodelnder Black-Thrash-Metalbrocken, der an Genregenies wie Deströyer 666 erinnert. Live allerdings braucht das Trio eine Weile, bis der Motor anspringt. Erst in der Mitte des Sets, beim hymnischen „Hellfire Cult“, groovt es wirklich. Davor und danach überzeugt die Band eher durch Leidenschaft. Das Potenzial ist vorhanden, jetzt müssen so viele Konzerte wie möglich gespielt werden, um Erfahrung zu sammeln und live mehr Druck zu entwickeln.

Attic ist diesen Weg schon gegangen. Kam die Band vor ein paar Jahren bei Konzerten noch als schlappe Mercyful-Fate-Kopie rüber, ist sie inzwischen auch live eine Macht. Auf der kleinen Bühne präsentiert sich der Ruhrpott-Fünfer sehr gut eingespielt und belohnt die treuen Fans mit selten zu hörenden Songs aus den Anfangstagen sowie den Highlights ihres Album „The Invocation“. Ein stimmungsvoller Auftritt der Okkult-Metaller, die sich freuen, hinterher am Merchandise-Stand noch einige Shirts und Platten absetzen zu können. Das füllt die Bandkasse.

Fortsetzung folgt beim „Hell over Hammaburg“

Abende wie dieser sind nur möglich durch Menschen wie Alban Qoku. Oder wie Metal-Journalist Wolf-Rüdiger Mühlmann, der die beiden Bands fürs Rock Café gebucht hatte. Durch sie lebt der Heavy-Metal-Underground – auch in Hamburg. Fortsetzung folgt am 7.März, beim „Hell over Hammaburg“-Festival in der Markthalle.