Hamburg. Von der Zusammenkunft der Autorenvereinigung PEN in der Hamburger Freien Akademie der Künste sollte eine kraftvolle Botschaft an die Politiker in Europa ausgehen. Und so verlas Josef Haslinger, der aktuelle Präsident des PEN, einen Aufruf an die Staaten des Kontinents, in dem er eine neue Flüchtlingspolitik forderte – mit der Verpflichtung, „Menschen Schutz zu gewähren und Zukunftsperspektiven zu ermöglichen“. Günter Grass, Ehrenmitglied und Ehrengast des PEN bei dessen Veranstaltung, war der erste Unterzeichner dieses Aufrufs, er sagte: „Wir leben in einer Zeit, in der die Vermischung der Kontinente und Massenwanderungen von Menschen das Geschehen bestimmen.“

Und doch outete sich Grass als großer Skeptiker, was die Macht von Autoren angeht – ihre Verlautbarungen verhallten oft ungehört, betonte der Nobelpreisträger. Zumindest im Kreis der in Hamburg versammelten Autoren und ihrer Gäste wurde die Botschaft an diesem Abend aber doch gehört: Der PEN Deutschland feierte nicht nur sein 90-jähriges Bestehen, er veranstaltete in seiner Eigenschaft als Stimme verfolgter und unterdrückter Autoren auch eine Benefizgala zugunsten der Writers-in-prison-Arbeit. Versteigert wurden von Günter Grass gefertigte Radierungen und Lithografien, als Auktionator fungierte Ex-„Tagesthemen“-Moderator Ulrich Wickert. Der Erlös von 6260 Euro soll inhaftierten Autoren zugutekommen.

In den Fokus gerückt wurde auch ein anderer Aspekt der PEN-Arbeit, das Engagement für Writer in exile nämlich, für Autoren, die durch ihre Arbeit zum Leben in anderen Ländern als ihrem eigenen gedrängt werden. Von den Erfahrungen mit Gefängnis und Exil handelten die vielen Kurzlesungen, die von anwesenden Dichtern im Original gelesen wurden oder von ihren deutschen Kollegen in Übersetzung. So entstand ein vielstimmiger Chor, der Namen wie Najet Adouani, Hamid Skif, Erik Arellana Bautista, Ulla Hahn, Wolfgang Hegewald und Tina Uebel umfasste.