Hamburger Sozialbehörde lehnt Forderung ab. Wer aber bereit ist, Asylbewerber bei sich wohnen zu lassen, darf dies tun

Hamburg. Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat angesichts des Mangels an Flüchtlingsunterkünften Zwangseinquartierungen ins Gespräch gebracht. Er sprach von einer Option für den Notfall. Dies sei nach dem Zweiten Weltkrieg auch gemacht worden – unter Murren teilweise, aber die 14 Millionen Deutschen und Deutschstämmigen aus dem Osten seien so schnell wieder auf die Beine gekommen, sagte der 87-Jährige auf einem Treffen der Autorenvereinigung PEN in Hamburg. Ohne die Flüchtlinge und Vertriebenen, wie später auch die Gastarbeiter, hätte es das deutsche Wohlstandswunder nicht gegeben.

Der Sprecher der Sozialbehörde, Marcel Schweitzer, lehnte den Vorschlag ab. In Hamburg werde es keine Zwangseinquartierungen bei Menschen mit großen Wohnungen geben. Allerdings stehe die Stadt angesichts des Zustroms von rund 800 Flüchtlingen im Monat vor großen Herausforderungen. Derzeit leben in Hamburg rund 25.000 Flüchtlinge, 14.000 davon in öffentlichen Unterkünften.

Auch wenn die Behörde nicht offensiv dafür werbe, sei man in der Lage, 300 Flüchtlingsfamilien in Mietwohnungen unterzubringen. Dadurch würden rund 1300 Plätze in Flüchtlingsunterkünften frei. Wäre jemand bereit, auf eigene Kosten Flüchtlinge bei sich wohnen zu lassen, sei das unter Beachtung einiger Regeln möglich. So müssten etwa Sozialamt und Ausländerbehörde informiert werden. Grundsätzlich hänge die Unterbringung außerhalb einer Gemeinschaftsunterkunft vom ausländerrechtlichen Status ab, sagte Schweitzer. Die ersten drei Monate nach ihrer Ankunft müssten Flüchtlinge zur Klärung des Aufenthaltsstatus und der benötigten Hilfen in öffentlichen Unterkünften leben. „So stellen wir sicher, dass niemand ‚verloren geht‘.“ Die Sozialbehörde hat alle relevanten Informationen online unter www.hamburg.de/fluechtlinge zusammengestellt.