„Devious Maids“, die neue Serie des „Desperate Housewives“-Erfinders, startet am Mittwoch bei ProSieben

Man sollte doch denken, dass Großbritannien eines der wenigen Länder des westlichen Kulturkreises ist, in dem die Klassengesellschaft der vorindustriellen Zeit noch irgendwie präsent ist. Aber weit gefehlt, zumindest wenn man der neuen Serie von „Desperate Housewives“-Erfinder Marc Cherry Glauben schenken mag. In den USA scheint die Demarkationslinie nicht zwischen Adel und Bürgertum, dafür aber mit umso größerem Dünkel zwischen arm und reich zu verlaufen: In Beverly Hills arbeiten die „Devious Maids“ für die Reichen und Schönen, die bei näherer Betrachtung gar nicht mehr so schön sind.

Das bekommt besonders Flora zu spüren, gleich zum Auftakt der ab Mittwoch jede Woche in Doppelfolgen bei ProSieben ausgestrahlten Serie. Die Affäre mit ihrem Arbeitgeber Adrian Powell wird von dessen Ehefrau auf einer Party publik gemacht, Flora verfasst einen wütenden Brief an Powell, in dem sie damit droht, die Wahrheit aufzudecken: Sie sei vergewaltigt worden. Und schon wenige Minuten später ist sie tot. So weit zur Aufbruchsmotivation der auf einer mexikanischen Telenovela basierenden „Devious Maids“. Untreue, Mord, Lust am Tratsch und menschliche Dramen, ein buntes Potpourri der Emotion für Freunde der leichten Unterhaltung in edler Umgebung.

Und sie werden bereits im Pilotfilm angeheizt: Marisol (Ana Ortiz) ist in Wirklichkeit gar kein Zimmermädchen, sondern eine zunächst nicht näher definierte Professorin, die auf eigene Faust nach dem Mörder sucht, der Flora erstochen hat. Rosie (Dania Ramirez) ist eine illegale Einwanderin, die verzweifelt versucht, ihren Sohn in die USA zu holen. Zoila (Judy Reyes) ist für ihre Arbeitgeberin Genevieve Delatour (Susan Lucci) nicht bloß Personal, sondern Überlebenshilfe. Und darüber hinaus wenig begeistert, dass ihre Tochter Valentina ähnliche, wenn auch weniger jugendfreie Pläne in Bezug auf Remi Delatour (Drew Van Acker) hat, den Sohn ihrer Chefin. Und Carmen (Roselyn Sanchez) wäre lieber selbst ein Star, als bloß für einen zu arbeiten, und lässt kaum etwas unversucht, um die Aufmerksamkeit ihres Arbeitgebers, eines Popstars, zu erregen.

Um diese fünf – natürlich allesamt wunderschönen – jungen Frauen kreist die Handlung, um ihre Sorgen, Nöte und Träume. Die Villenbesitzer hingegen, die glauben, mit Geld lasse sich jedes Problem lösen, haben schon Schwierigkeiten, sich die Namen ihrer Angestellten zu merken, und gehen ganz allgemein als Ausgeburt dessen durch, was man als dunkle Seite des Reichtums bezeichnen könnte. Eine Revolution plant das vereinte Personal zwar trotzdem nicht, wohl aber den einen oder anderen persönlichen Rachefeldzug gegen die ignoranten Chefs.

Zusammengefasst kann man wohl sagen, dass, wer seinerzeit die verzweifelten Hausfrauen verfolgt hat, auch von den hinterhältigen Dienstmädchen gut unterhalten wird. Wenn auch zumindest zu Beginn die von Marc Cherry erdachten Konflikte in Beverly Hills deutlich weniger Biss haben als die in der Wisteria Lane, wenn die Wendungen recht erwartbar daherkommen und der Gegensatz zwischen Arbeitnehmern und -gebern etwas arg schwarz-weiß dargestellt wird. Aber das kann ja noch werden.

In den USA ist zumindest die Produktion einer dritten Staffel gerade abgenickt worden.

„Devious Maids“, Mi 21.15 Uhr, ProSieben