Die Hamburg School of Music feiert an diesem Montag ihr 15-jähriges Bestehen als staatlich anerkannte Berufsfachschule mit einem Absolventenkonzert im Knust

Hamburg. „Schlagzeugerkrankheit“ nennen es Gitarristen und Bassisten, wenn ihre Stöckeschwinger die ganze Zeit nervös auf Tischkanten, Bartresen oder Oberschenkeln herumtrommeln. In diesem Sinne ist Helge Zumdieck, 50, als langjähriger Taktgeber für Stars wie Ina Müller, Achim Reichel oder Annett Louisan, nicht gerade verhaltensauffällig. Entspannt sitzt der Geschäftsführer und künstlerische Leiter der Hamburg School of Music im Büro im dritten Stock des Medienbunkers an der Feldstraße, hinter sich den Blick auf die Südtribüne des Millerntorstadions. Das war noch anders, als der gebürtige Warendorfer (bei Münster) als Vierjähriger auf sein erstes „Schlagzeug“ aus Mutters Kochtöpfen eindrosch – im Nachhinein der erste Grundstein beim Aufbau der Hamburg School of Music, die an diesem Montag ihr 15-jähriges Bestehen mit dem traditionellen Absolventenkonzert im Knust feiert.

Von Pütt un Pann ging es für Zumdieck mit zwölf an die ersten richtigen Kessel, und mit 20 zum Studieren an das renommierte Musicians Intitute in Hollywood, Los Angeles. „Dort reichten sich Größen wie Jeff Porcaro von Toto die Hand, die wir vergötterten, und lehrten quer durch die Stile, sei es Rock, Pop oder Jazz.“ Zumdieck schloss als erster ausländischer „Schlagzeuger des Jahres“ ab und vergaß die Erfahrung des interdisziplinären, schrankenlosen Lernens in einer musikverrückten Stadt nie. „Zurück in Deutschland merkte ich, dass hierzulande viel mehr in festen Schubladen gedacht wurde. Jazz war Jazz, Rock war Rock und Pop war Pop“, erkannte Zumdieck. Bei einer Studiosession für Achim Reichel traf er Schlagzeuger Udo Dahmen, damals Dozent für Popularmusik an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater und Leiter der Yamaha Music Station am Nedderfeld. „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem Musiker zusammen eine gemeinsame Plattform bilden und anderen ohne Schubladendenken dabei helfen, sich weiter zu entwickeln.“ Die Frage war, wo. Dahmen zog es in den Süden, seit 2003 leitet er die renommierte Popakademie in Mannheim.

Zumdieck aber wollte im Norden bleiben, 1999 rief er die Hamburg School of Music ins Leben, als staatlich anerkannte, BAföG-geförderte Berufsfachschule zum Musiker für Popularmusik. Seitdem durchlaufen immer 30 Schüler pro Jahrgang eine zweijährige, optional dreijährige umfassende Ausbildung. Gesang, Schlagzeug, Gitarre, Bass, Klavier, Saxofon, Percussion, Harmonielehre, Songwriting, Gehörbildung, Musikgeschichte, Pädagogik, Arrangement, Studiotraining, Business, Stage-Performance und weitere Disziplinen werden nach einer Aufnahmeprüfung in jeweils mindestens 20 Wochenstunden von 30 Profimusikern sowie Gastdozenten wie Roger Cicero, Inga Rumpf oder Heinz Canibol vermittelt.

Pro Monat fallen für die angehenden Profimusiker 490 Euro als Schulgebühr an. „Da kalkulieren wir sehr knapp“, sagt Zumdieck beim Rundgang durch die mittlerweile über zwei Stockwerke verteilten Büros, Schulungs- und Proberäume und Studios, „staatliche Subventionen bekommen wir keine“. Trotzdem ist er zufrieden mit dem Austausch mit der Kulturbehörde. „Das war ganz am Anfang noch anders. Ich bekomme noch heute Albträume bei der Erinnerung an den Blick in die Gesichter damals, als ich der Behörde erzählte, dass es so etwas wie Berufsmusiker gibt“, lacht er. Es gibt sie. Sie spielen in Bands, für Stars auf der Bühne und im Studio, in Theatern und Musicals. Und heute Abend, fast in Hörweite der Hamburg School of Music, im Knust. Was bleibt da noch zu wünschen übrig? Zumdieck überlegt: „Wir hatten in all den Jahren nur vier Schlagzeugerinnen, da geht noch mehr.“ Wenn also vierjährige Mädchen mit Töpfen spielen – lasst sie bitte trommeln!

15 Jahre Hamburg School of Music Mo 29.9., 20.30 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30, Eintritt 9 Euro; www.theschool.de