Dieser Mann ist ein Phänomen. Nicht weil er immer wieder zu allen Themen Dampfwolken abzusondern pflegt, sondern weil er heute eine Premiere begeht: Helmut Schmidt steht zum ersten Mal in dieser Rubrik – und das mit 95 Jahren. Starker Tobak ist das. Fast 20.000 Hamburger und Nicht-Hamburger wurden seit dem 14. Oktober 1948 menschlich gesehen. Warum ausgerechnet Hamburgs namhafter Ehrenbürger bisher nicht an der Reihe war, weiß keiner.

Da der Kanzler a. D. zu den treuen Lesern unserer Zeitung zählt, wird er sich jetzt selber sehen. Gezeichnet. Auch wenn es ihn nicht interessiert, was die „Wegelagerer“ (Schmidt über Journalisten) zu Papier bringen. Aktuell verbringt der unverändert rüstige Staatsmann seinen Urlaub im eigenen Feriendomizil am Brahmsee. So wie es seit mehr als einem halben Jahrhundert Sitte ist bei „Schmidt Hamburg“ aus dem Langenhorner Reihenhaus.

Beide Häuser sind das Fundament eines langen, zufriedenen Lebens. Die Tücken des Alterns trägt der Senior mit hanseatischer Würde und Gelassenheit. Ins Pressehaus am Speersort lässt er sich nach wie vor regelmäßig chauffieren – und gerne auch ein Stück westwärts. Seit geraumer Zeit hat seine Lebensgefährtin Ruth Loah in einer Seniorenresidenz nahe dem Elbufer Quartier bezogen.

„Alles hat seine Zeit“, hat der gebürtige Barmbeker erkannt, man muss das Beste daraus machen. Die Umsetzung glückt ihm beeindruckend gut. „Ausziehen kommt für ihn selbst nicht infrage“, weiß ein langjähriger Vertrauter. Also bleibt es auch beim Eintrag im Telefonbuch mit: Name, Telefonnummer und komplette Adresse. Warum Bewährtes ändern?