Volker Behrens „Der kleine Prinz“ ist Leon Werth gewidmet, einem Freund des Autors. Bei anderer Gelegenheit hat er ihm einen Brief geschrieben, in dem er von einem Kriegserlebnis der besonderen Art berichtet, der Begegnung mit einem deutschen Matrosen in einem französischen Restaurant.

„Es ist der Inhalt der zählt. Die menschliche Substanz. Er war ganz einfach ein Freund. Und wir waren einig unter Freunden.“

Als ich zu Beginn der 80er-Jahre in England als Austauschlehrer arbeitete, lud meine französische Kollegin Sylvie mich ein, über Ostern mit ihr nach Paris zu fahren, um die Stadt unsicher zu machen. Wir besuchten auch ihre Eltern und wurden von ihnen sehr freundlich empfangen. Im Wohnzimmer stand wie eine Skulptur ein mannshoher Flugzeugpropeller aus Holz. Wieso? „Lass dir das von meinem Vater erzählen!“, sagte sie. Na toll. Mein Französisch war etwas rostig, ihr Vater sprach kein Englisch und schon gar kein Deutsch. Aber es ging. Er war im selben Aufklärungsgeschwader geflogen, wie Antoine de Saint-Exupéry. Saint-Ex, wie er ihn nannte, sei ein guter Freund gewesen und ein leidenschaftlicher Flieger. 1944 kam er von einem Aufklärungsflug nicht mehr zurück und blieb verschollen. Der Propeller war ein Erinnerungsstück an die gemeinsame Zeit mit ihm.

Sylvies Vater war wie Saint-Exupéry Zeuge des deutschen Angriffs auf Nordostfrankreich gewesen und fragte mich nach meinem Vater. Der war mit 18 Jahren Soldat geworden und die meiste Zeit des Krieges in der Normandie stationiert gewesen. Wir unterhielten uns über den Krieg, seine Gräuel, seine Sinnlosigkeit und Soldaten, die einfach nur nach Hause wollen. Das funktionierte trotz der Sprachprobleme. Schließlich ging er in den Keller und kam mit drei Flaschen gutem Châteauneuf-du-Pape wieder zurück. „Bringe sie deinem Vater mit und grüße ihn von mir“, sagte er zum Abschied.