Holger True Jakob ist schuld. Er hat mir den „kleinen Prinzen“ verdorben, ein für allemal.

Nein, Jakob war nicht etwa mein locker-flockig geduzter Französisch-Lehrer, Jakob war ein Mitschüler zu Beginn der gymnasialen Oberstufe. Eigentlich ein ganz netter Typ, leider auch ein Konkurrent in Sachen Britta, der Hübschen aus dem Parallelkursus. Die wär nämlich so, wie Mädchen eben sind: Leicht zu beeindrucken von Jungs mit langen lockigen Haaren. Von Jungs, die verträumt aus ihren rehbraunen Augen gucken und Gitarre spielen können. Von Jungs wie Jakob. Während es bei mir nur zu den ersten Akkorden von „Smoke On The Water“ reichte, lullte er beim Lagerfeuer mit Singer/Songwriter-Folk ein und die Mädchen fraßen ihm aus der Hand. Auch Britta. Als der Kerl dann noch „Der kleine Prinz“ öffentlich zu seinem Lieblingsbuch erklärte, waren endgültig alle hin und weg. „Der ist ja so sensibel!“

Mag sein, dass ich ein klein wenig eifersüchtig war, jedenfalls schwor ich mir damals, diesem Mädchen-Beeindrucker-Machwerk keine Chance zu geben. Niemals. Man sieht nur mit dem Herzen gut? Da waren Charles Bukowski und Motörhead, meine damaligen Favoriten, ganz anderer Meinung.

Irgendwann, man muss nur warten können, hatte Britta genug von „guten Gesprächen“ und Lagerfeuerromantik. Den „kleinen Prinzen“ mochte sie zwar immer noch, aber das war dann auch egal.