In den Elbarkaden ist ein Treffpunkt für Designer und Design-Interessierte entstanden

Hamburg. „Keiner soll hier das Gefühl haben, er sei fehl am Platz“, sagt der Architekt Stephen Williams. Mit seinem Team hat er die 700 Quadratmeter großen Räume des städtisch geförderten Designzentrums designxport gestaltet, so wie sich Direktorin Babette Peters das gewünscht hat: ein vielfältig nutzbarer einladender Ausstellungsort, wo Hamburgs Designer sich treffen und Besucher erfahren, welche Rolle Design im Alltag spielt.

In Hamburg arbeiten 14.000 Designer in Bereichen wie Grafik-, Produkt-, Mode- oder Webdesign. 140 von ihnen, also ein Prozent, präsentieren sich zur Eröffnung mit „Exhibition just one percent“ auf großen Plakaten, die an den Wänden bis Ende August zu sehen sein werden. Außerdem ist ab Freitag geöffnet: der „XShop“ mit einer Auswahl von Produkten Hamburger Designer, ein Material-Archiv, eine Präsenzbibliothek, ein Kiosk mit regionalem Angebot und Präsentationen von Produkten, die für die wirtschaftlichen Erfolge Hamburger Designer stehen. Die sind an einer „Wall of Fame“ befestigt oder auf schwebenden Tablaren, gehalten von aufwendiger Bühnentechnik. Williams hat einen Eventraum geschaffen und erklärt: „Die Essenz von Kultur ist, dass sich Leute treffen und austauschen.“

Viele Supermarkt-Verpackungen werden von Hamburger Ateliers entworfen

Gebrauchsspuren wie Reste von Klebeband oder Markierungen gehören zum Konzept. Glasvitrinen sucht man vergeblich. Die einzige Vitrine im Raum birgt die Bühnentechnik für die Tablare. Der künstlerische Ansatz gefällt der promovierten Kunsthistorikerin Babette Peters, die zunächst der Wirtschaftsbehörde und seit sechs Jahren der Kulturbehörde unterstellt ist. Die Hansestadt profiliert sich mit ihrer Kreativbranche, die auch wirtschaftlich ein bedeutender Faktor ist: Im Jahr 2008 seien in Hamburg Einnahmen von 1,2 Mrd. Euro in der Kreativwirtschaft erwirtschaftet worden, so Peters in der gestrigen Pressekonferenz. Fast ein Viertel aller Supermarkt-Verpackungen werden von Hamburger Ateliers entworfen. Um so erstaunlicher, dass die Entstehung des designxport eine schwere Geburt war. Bereits 2002 trafen sich Babette Peters und sechs Entscheider der Kreativwirtschaft mit dem Ziel, einen Ort für die Hamburger Designszene zu schaffen. Grundsteinlegung war dann aber erst 2012.

Bereits 2009 hatte sich die städtische HafenCity Hamburg GmbH in einem Architekturwettbewerb für den Entwurf eines 30.000 Quadratmeter großen dreiteiligen Gebäudes entschieden, das dem ökologischen „Goldstandard“ entsprach, den sich die HafenCity verordnet hatte. Ein Gebäudeteil sollte schließlich Sitz von Greenpeace Deutschland werden und deshalb höchsten Nachhaltigkeitsstandards entsprechen. Bei der Stadt kamen die hohen Arkaden am besten an – die größten Europas. Die Elbarkaden verbinden Maritimes Museum mit der HafenCity Universität.

Grundlage für die Anhandgabe an den Projektentwickler Achim Nagel von Primus Developments war stets, dass der designxport das Kernstück der Immobilie sein sollte. Mehr noch: das ganze Bauwerk war in gewisser Weise erdacht worden, um mit dem designxport einen Ort für Hamburgs Designgeschehen zu etablieren. Nagel hat nun 95 Prozent der Büroflächen an designaffine Nutzer vergeben und sagt zufrieden: „In den Elbarkaden ist der Laufsteg der Kreativbranche entstanden.“

Dass es zwölf Jahre dauerte bis designxport eröffnete, ist erstaunlich, da die Stimmung durchweg positiv war: Die Kulturbehörde, damals unter Karin von Welck, war genauso wie auch der Geschäftsführer der HafenCity, Jürgen Bruns-Berentelg, begeistert von der sogenannten Themen-Immobilie. Aber komplizierte Bauabläufe führten zu Verzögerungen und dann meldete auch noch der Generalunternehmer Insolvenz an. Der Bauherr DS Bauconcept musste mehr als 100 Gewerke koordinieren. Das zog einen immensen Planungs- und Zeitaufwand nach sich. Auch die langfristige Finanzierung des designxport ließ sich in behördlichen Entscheidungsprozessen über Jahre nicht eindeutig klären.

Die Zusage einer zehnjährigen Mietfreiheit durch die HafenCity und die Übernahme von Investitionskosten durch die Kulturbehörde lassen Babette Peters jetzt einigermaßen zuversichtlich in die Zukunft blicken. Erlöse will Peters aus kostenpflichtigen Vorträgen, Vermietung von Präsentationsflächen und dem Verkauf im Kiosk sowie XShop erzielen.

Projektentwickler Nagel findet gut, dass die Elbarkaden auch ein Ort für global arbeitende Designfirmen geworden sind. Er holte die iF International Forum Design schon im August 2013 in eine 1500 Quadratmeter große Fläche. Strahlend weiß hinter einer Schaufensterfront findet man hier Ausstellungspodeste, Vitrinen, Auditorium und Konferenzraum. iF ist eines der großen Design-Award-Labels und lobt jährlich unter weltweit mehr als 20.000 Einreichungen Design-Preise aus. Geschäftsführer Ralph Wiegmann hebt hervor: „Besucher sehen bei uns herausragendes Produkt-, Kommunikations- und Verpackungsdesign aus über 60 Ländern.“

Die Unterschiedlichkeit der Design-Unternehmen an diesem Standort ist ein Gewinn für Hamburg. Jürgen Bruns-Berentelg hebt die ideale Nachbarschaft von designxport und Greenpeace hervor. Design gehöre heute in einen ökologischen Kontext. Wichtig sei, dass eine Idee zu Ende gebracht werde und nicht wann. Er sagt: „Besondere Projekte brauchen eben länger.“

designxport in der Hongkongstraße 8 (HafenCity). Eröffnungsprogramm: 4.7., 16.00, Vorträge zum gesellschaftlichen Bedeutungswandel von Design, 5./6.7., jeweils 12.00–18.00, designxport Popup Festival, Designer und Designbüros stellen sich vor