Die populäre ZDF-Krimiserie „Ein Fall für zwei“ erlebt mit dem Hamburger Schauspieler Wanja Mues als Detektiv an diesem Freitag ihre Neuauflage

Die Frankfurter Skyline ist nicht wirklich schön, sie leuchtet aber schön im Dunkeln. Und sie ist nicht nur Sitz von großen Banken, sondern dient immer noch als Krimikulisse – ob hinter Glasfassaden oder Häuserwänden, ob am Tag oder in der Nacht. „Früher verband ich mit Frankfurt am Main Bankentürme, gieriges Großkapital und den Begriff ‚Mainhattan‘“, sagt Wanja Mues. Inzwischen sieht der Hamburger Schauspieler, Sohn des 2011 bei dem Verkehrsunfall am Eppendorfer Baum getöteten Mimen Dietmar Mues, das etwas anders: „Frankfurt ist eine vielschichtige und sehr spannende Stadt.“

Dort spielt „Ein Fall für zwei“. In der ZDF-Krimiserie verkörperte Claus Theo Gärtner bis zum vergangenen Frühjahr 32 Jahre lang Josef Matula. Dem unkonventionellen Privatdetektiv, der mit schwarzer Lederjacke zur Welt gekommen zu sein schien, war letztlich egal, mit welchem Anwalt er zusammenarbeitete. Einzige Ausnahme: Dr. Renz alias Günter Strack.

Der barocke hessische Genussmensch bildete in den ersten 60 Folgen ein Gegengewicht zum kleinen drahtigen Schnüffler mit den blauen Augen und der Günter-Netzer-Frisur. „Das war in den 80er-Jahren etwas völlig Neues und so noch nicht da gewesen in Deutschlands Fernsehkrimilandschaft.“ Auch Wanja Mues erinnert sich an Fernsehabende im Beisein seiner Eltern mit dem ermittelnden Frankfurter Gegensatzpaar. Dass Matula später mit Rainer Hunold, Matthias Herrmann und Paul Frielinghaus (von Folge 180 bis zur 300. und letzten) gleich drei weitere Kollegen als juristische Partner verschliss – geschenkt und fast vergessen. In „Ein Fall für zwei“ ist jetzt mehr denn je Teamwork gefragt.

Nachdem die ZDF-Verantwortlichen entschieden hatten, am Titel, am Sendeplatz zur Primetime am Freitagabend und am Grundkonzept der Serie, die im Vorjahr noch fast fünf Millionen Zuschauer sahen, mit zwei unterschiedlichen Ermittlern außerhalb der Polizei festzuhalten, spielt Mues bei der Neuauflage Matulas Nachfolger, den Detektiv Leo Oswald. Der Wahlberliner, im vergangenen Jahr an den Hamburger Kammerspielen in der gelungenen großstädtischen Paarkomödie „Wir lieben und wissen nichts“ zu erleben, tritt also nicht direkt in die großen Fußstapfen Claus Theo Gärtners. Wanja Mues, zuvor drei Jahre lang als Kriminaloberkommissar Nico Schreiber in der ZDF-Krimiserie „Kommissar Stolberg“ präsent, gibt am Main einen privaten Ermittler mit zweifelhafter Vergangenheit in Südamerika. Für die Rolle des Leo Oswald habe er vier bis fünf Kilo abtrainiert und vier bis fünf Kilo Muskelmasse draufgepackt, erzählt der 40-Jährige. Die erste Folge mit dem Titel „Verhängnisvolle Freundschaft“ (Regie: Marcus Ulbricht) ist gleich Programm: Nachdem Leo des Mordes an einem angesehenen Unternehmer beschuldigt wird, kontaktiert er seinen ehemaligen Jugendfreund, den Juristen Benni Hornberg (Antoine Monot Jr.), um aus dem Knast herauszukommen. Der zögert, beide haben sich 20 Jahre nicht gesehen. Und als Fachanwalt für Versicherungsrecht wirkt Benni im Umgang mit der attraktiven Staatsanwältin (Christina Hacke) und mit dem Strafgesetzbuch – er verwechselt schon mal § 230 StGB (Strafantrag) mit § 240 StGB (Nötigung) – sowie generell recht unsicher. Dabei könnte er in der Kanzlei seines Schwiegervaters (mit Thomas Thieme ganz stark besetzt) groß einsteigen. „Alter, dir drohen 20 Jahre Haft!“, mahnt Benni seinen (Ex-)Kumpel Leo.

Die beiden Schulkameraden, in der Jugend eng verbunden, dann jäh getrennt, haben einiges aufzuarbeiten. Ihre neue alte Freundschaft steht auf dem Spiel, genau das aber verleiht „Ein Fall für zwei“ eine interessante psychologische Komponente. Leo muss im halbseidenen und – naheliegender als gedacht – Juristen-Milieu seine Unschuld beweisen, und in der Figur des Benni zeigt sich eine gehörige Portion Humor. Antoine Monot Jr., vor 15 Jahren im Kino als gutmütiger Walter im Hamburger Freundschaftsfilm „Absolute Giganten“ noch halbwegs rank und rasiert, trägt als korpulenter und bärtiger Jungvater keineswegs zu dick auf. Als seine Frau Benni mit ihrem Yogalehrer betrügt, kommt es für ihn auch privat knüppeldick. Der Sprung mit seinem Jugendfreund von Leos Hausboot in den warmen Main wirkt da für Anwalt Benni – mit Verlaub – wie eine Arschbombe in ein neues Leben.

Der Neustart von „Ein Fall für zwei“ gelingt dank cooler Bildsprache, Einstellungen in Zeitlupe und Rückblenden. Mues hofft auf „annehmbare Quoten“ und den Auftrag vom ZDF für mehr als bisher vier gedrehte Folgen: „Für mich ist die getroffene Vereinbarung wichtig, dass weiterhin so innovativ und mutig an die nächsten Staffeln rangegangen wird wie bisher.“ Und während der Drehzeit habe er Frankfurt sogar „schätzen und lieben gelernt“.

„Ein Fall für zwei“ Fr 9.5., 20.15 Uhr, ZDF