Die Pläne sind fertig, die Baugenehmigung ist eingereicht: Am 1. Juli startet der Umbau des Museums, den der Mäzen Alexander Otto ermöglicht

Hamburg. Es gehört zu den angenehmen Aufgaben eines Hamburger Bürgermeisters, spendable Bürger zu loben. Schon immer habe die Stadt vom Engagement ihrer Bewohner profitiert, sagte Olaf Scholz, der genau weiß, dass es ohne diese hanseatische Tradition um Hamburgs Kulturszene weit schlechter bestellt wäre. Im prunkvollen Kaisersaal des Hamburger Rathauses würdigte Scholz am Dienstag den Unternehmer und Mäzen Alexander Otto, der der Kunsthalle mit einer 15-Millionen-Euro-Sachspende zu einer Art Frischzellenkur verhilft. Natürlich schloss sich auch Kultursenatorin Barbara Kisseler dem Lob an, wobei sie beiläufig erwähnte, dass ihr nicht jedes der Bauprojekte, mit denen sie sich von Amts wegen befassen muss, so ungetrübte Freude bereite wie die zum größten Teil privat finanzierte Sanierung und Ertüchtigung des größten Hamburger Museums. Aber auch der Senat ließ sich nicht lumpen, am 6. Mai beschloss er, das Kunsthallendepot für vier Millionen Euro zu sanieren und außerdem die Neugestaltung der Außenanlagen des Museums mit weiteren drei Millionen Euro zu ermöglichen.

Das alles ist zwar seit dem Spätsommer 2013 bekannt, doch bei dem Treffen im Rathaus ging es nun schon um die konkrete Realisierung, um Details, um Pläne, ein Modell und um Termine. Doch zunächst erklärte der Mäzen Alexander Otto noch einmal, warum sich die von ihm und seiner Frau gegründete Dorit und Alexander Otto-Stiftung überhaupt zu der Spende entschlossen hat. Er kenne die Kunsthalle schon seit seiner Kindheit, habe aber bei seinen häufigen Besuchen festgestellt, dass es aufgrund der zahlreichen Um- und Einbauten der Vergangenheit recht schwierig sei, sich innerhalb des Museums und seinen zahlreichen Sammlungen zurechtzufinden. „Daher haben meine Frau und ich uns entschlossen, eine umfängliche Modernisierung zu ermöglichen, die sowohl das Bauwerk als auch die Kunstwerke wieder so zur Geltung bringen, wie es ein so großes Museum verdient. Schon beim Betreten sollen künftig Vorfreude und Erwartungen geweckt werden, die sich im Inneren dann erfüllen“, sagte Otto.

Das klingt anspruchsvoll, doch die Planungen, die jetzt im Rathaus vorgestellt wurden, scheinen die hohen Erwartungen tatsächlich zu rechtfertigen. Das mag nicht zuletzt der zugrunde liegenden Idee geschuldet sein, die im besten Sinne konservativ ist, indem sie sich der architektonischen Tradition des Hauses besinnt und sie versucht, auf zeitgemäße Weise funktional nutzbar zu machen. Konkret geht es zunächst um eine Reaktivierung des historischen Eingangsportals, das schon seit 1919 nicht mehr genutzt wird. Die Eingangstreppe, die zu einem repräsentativen Zugang ausgebaut wird, soll künftig in einen freigelegten offenen Arkadenraum führen, der nur noch durch eine Glasfront von dem großzügigen, lichtdurchfluteten Foyer getrennt ist. Damit wird das schon vor einigen Jahren restaurierte historische Treppenhaus wieder glanzvoll zur Wirkung kommen.

Auch das beliebte Café Liebermann wird es in Zukunft wieder geben

In diesem großzügigen Foyer sind auch Kasse, Shop und Besucherinformation untergebracht. Außerdem wird der Saal der Meisterzeichnung mit dem Olympia-Saal vereinigt, so dass hier künftig Veranstaltungen für bis zu 400 Gäste stattfinden können. Auch das beim Publikum äußerst beliebte Café Liebermann wird es wieder geben, aber aufgehellt, entstaubt, mit neuem Mobiliar und stilvoller Ausstattung.

Völlig neu erschlossen wird ein Zwischengeschoss, das den Übergang zur Galerie der Gegenwart großzügiger gestaltet und ein weiteres Foyer mit Garderoben und Serviceeinrichtungen aufnehmen wird. Hinzu kommt ein gebäudeinterner Übergang zum Hubertus-Wald-Forum, dessen Eingangs- und Kassenbereich erhalten bleibt. Dadurch wird es möglich, hier in Zukunft auch außerhalb der Kunsthallen-Öffnungszeiten Veranstaltungen zu organisieren. Deutlich aufgewertet wird auch der Außenbereich, was schon aus praktischen Gründen nötig ist: Da es künftig nur einen zentralen Eingang geben wird, entfällt der – allerdings alles andere als repräsentative – bisherige Haupteingang in Bahnhofsnähe. Das heißt, die Besucher müssen am Glockengießerwall bis hin zur Stirnseite des Gründungsbaus geleitet werden. Dafür soll eine attraktive Flaniermeile entstehen, für die Kunsthallen-Direktor Hubertus Gaßner eine Idee von Alfred Lichtwark aufgreifen will: Der Gründungsdirektor hatte vor der Rotunde, also gegenüber dem Hauptbahnhof, einen Skulpturengarten geplant, diesen aber nicht mehr realisieren können. Nun soll zumindest ein „Skulpturengärtlein“ die Passanten am Hauptbahnhof auf die Kunst einstimmen und den Gang zum Haupteingang ästhetisch aufwerten.

Die Kampagne „weiter offen“ soll mögliche Missverständnisse verhindern

Das alles ist zwar noch Zukunftsmusik, aber die Pläne sind fertig und die Baugenehmigung ist eingereicht, so dass am 1. Juli mit den bauvorbereitenden Maßnahmen begonnen werden kann. Von diesem Tag an werden sowohl der historische Altbau als auch der sich Richtung Bahnhof anschließende Muschelkalkbau aus dem frühen 20. Jahrhundert geschlossen. „Wir haben uns aber bewusst dafür entschieden, die Kunsthalle während der Bauphase nicht komplett zu schließen“, sagt Hubertus Gaßner, dessen Museum möglichen Missverständnissen mit der Kampagne „weiter offen“ vorbeugen will. So bleibt der Ungers-Bau während der gesamten Bauphase weiter zugänglich, im Obergeschoss für wechselnde Sonderausstellungen wie etwa die Beckmann-Stillleben-Schau, die im September startet. Im Sockelgeschoss wird es dagegen eine Dauerausstellung mit etwa 200 Spitzenwerken aus der ständigen Sammlung geben, von Meister Bertrams Altar bis zu Runges „Hülsenbeckschen Kindern“, von Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“ bis zu Manets „Nana“.

Kunsthallen-Geschäftsführer Stefan Brandt sagt zwar, dass man die Beeinträchtigungen für das Publikum so gering wie möglich halten will, rechnet aber während der Bauphase mit einem Besucherrückgang. „Ein Rekordergebnis wie 2013 mit 382.000 Besuchern wird unter diesen Bedingungen nicht möglich sein, daher haben wir in Absprache mit dem Senat Einnahmeausfälle eingeplant.“ Der Zuwachs an Attraktivität würde jedoch ganz sicher wieder zu steigenden Besucherzahlen führen, so dass man nach sechs oder sieben Jahren erneut ein ausgeglichenes Ergebnis erreichen könne. In nicht einmal ganz zwei Jahren soll alles fertig sein, die große Neueröffnung ist für den 29. April 2016 geplant. Wer einen Vorgeschmack haben möchte, kann schon bald das Modell im Maßstab 1:66 betrachten, das jetzt im Rathaus vorgestellt wurde. Ab Ende Mai soll es in der Kunsthalle zu sehen sein.