Die Vox-Doku „ABBA – 40 Jahre Waterloo“ dankt der schwedischen Erfolgsband vier Stunden für ihre Musik. Am Sonnabend zeigt der Sender die Tribut-Show.

Als ich vor einigen Jahren „ABBA The Show“ in der Hamburger O2World besuchte, war ich geschockt. Nicht von der Coverband auf der Bühne, die zu „SOS“, „Knowing Me, Knowing You“ oder „Mamma Mia“ eine ganz passable Figur machte, sondern von der Tatsache, dass ich alles mitsingen konnte, auch die besonders klebrigen Nummern wie „Fernando“ und „Chiquitita“. Was soll man machen? 40 Jahre nach ABBAs Triumph beim Eurovision Song Contest am 6. April 1974 in Brighton sind die Songs der vier Schweden längst universales, popkulturelles Erbgut.

Zwar ist dieses für Musik historische Datum schon eine Woche her, trotzdem lohnt sich an diesem Sonnabend das Einschalten der Doku „ABBA – 40 Jahre Waterloo“. Wie schon bei ähnlichen Formaten über Udo Lindenberg, Karl Lagerfeld oder Queen lässt sich der „Shopping Queen“- und „Das perfekte Dinner“-Sender nicht lumpen und räumt seinem „Doku-Event“ vier Stunden Sendezeit ein. Die Fans von Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid werden es danken, schon vor zwei Jahren sahen zwei Millionen Zuschauer bei „Thank You For The Music – 40 Jahre ABBA“ zu.

Natürlich wird auch dieses Mal die Geschichte der Band von den Anfängen in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren bis zur Trennung 1982 und darüber hinaus erzählt. Aber das, und es ist wirklich bemerkenswert, sehr oft von ABBA-Komponist Björn Ulvaeus persönlich. „Ich mache nicht viele Interviews wie dieses“, sagt er, und das ist noch untertrieben, denn er plaudert auf Deutsch über die ersten Rückschläge, den Aufstieg über Nacht zu Weltstars und die Zeit von „Tränen, Trauer, Einsamkeit“. Und „40 Jahre Waterloo“ ist schon der richtige Untertitel, denn alles stand oder fiel mit diesem Song.

Schon 1973 wollte das frisch formierte Quartett zum Eurovision Song Contest, scheiterte aber mit „Ring Ring“ schon beim schwedischen Vorentscheid „Melodifestivalen“. Ein Jahr später mit dem poppigen „Waterloo“ erneut anzutreten, war nicht nur mutig – aus Napoleons letzter Schlacht wird ein Liebeslied? –, sondern auch für ABBA der letzte Versuch, sich als Popband zu etablieren. „Wir waren eine kleine unbekannte Gruppe aus Schweden. Und wir waren so anders“, sagt Björn.

Wie anders ABBA waren und wurden, davon berichten auch Agnetha, Benny und Anni-Frid in teilweise bislang noch unveröffentlichten Interviewausschnitten. Auch Zeitzeugen wie ABBA-Bassist Mike Watson, „Bravo“-Fotograf Bubi Heilemann, die schwedischen Rocklümmel Gustaf Norén und Björn Dixgård von Mando Diao und Konkurrenten wie Maggie MacNeal, Ireen Sheer und Ralph Siegel treten auf. Oder Maik Dünkel und Mike Wellner, die in der DDR geheime Fantreffen organisierten. Zwar war ABBA aus dem „neutralen Schweden“ auch im Osten des geteilten Deutschlands populär, wurde im Radio gespielt und durfte 1974 bei „Ein Kessel Buntes“ auftreten, aber wie misstrauisch die Staatsführung trotzdem war, zeigte sich nach der Wende in entsprechenden Stasi-Akten.

So wird manches ABBA-Rätsel gelöst, nur Björns Antwort auf die Frage einer Wiedervereinigung ist nicht eindeutig: „Die Pause dauert noch.“ Pause?

„ABBA – 40 Jahre Waterloo" Sa 12.4., 20.15, Vox; www.vox.de