Hamburg. Matthias Hartmann, seit 2009 Intendant des Wiener Burgtheaters, ist am Dienstag vom österreichischen Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) entlassen worden. Die Entscheidung fiel nur wenige Stunden nachdem Hartmann selbst angeboten hatte, sein Amt bis zur Klärung der Vorwürfe um finanzielle Unregelmäßigkeiten an der Bühne ruhen zu lassen.

Das Burgtheater rechnet für die Spielzeit 2012/2013 mit einem Minus von 8,3 Millionen Euro. Außerdem drohen Steuernachzahlungen von bis zu fünf Millionen Euro. Als Verantwortliche für das Finanzchaos wurde die im Dezember 2013 fristlos entlassene kaufmännische Direktorin Silvia Stantejsky ausgemacht. Ihr wird vorgehalten, ein undurchschaubares „buchhalterisches Parallelsystem“ aufgebaut zu haben. Silvia Stantejsky wird Verdacht auf Urkunden-, Beweismittel- und Bilanzfälschung, Geldwäsche sowie Untreue vorgeworfen. Hartmann hatte sich lange als künstlerischer Leiter für die kaufmännischen Belange unzuständig erklärt. So hat er mehrfach erklärt, dass schon 2009, zum Zeitpunkt seines Amtsantritts, ein Bilanzverlust von 8,5 Millionen Euro bestanden habe. Dieser sei einer ungewöhnlichen Abschreibungspraxis geschuldet. Für das Geschäftsjahr 2009/2010 war von Wirtschaftsprüfern „ein Bilanzverlust in Höhe von 5,4 Millionen Euro“ errechnet worden, der sich 2010/11 auf 12,4 Millionen Euro erhöhen werde, wie es damals hieß.

Seit er das Burgtheater leitet, hat er die Einnahmen um 30 Prozent gesteigert, die Produktionskosten um zwölf Prozent gesenkt und die Zahl der Besucher von 390.000 auf 430.000 erhöht. Auch künstlerisch steht das Theater glänzend da. Gegen seine fristlose Entlassung will Matthias Hartmann sich nun juristisch zur Wehr setzen.