Im Erinnerungsschatzkästchen der deutschen Fernsehfolklore ruht die „typische Handbewegung“ aus dem „Heiteren Beruferaten“ mit Robert Lembke. Bei Sol Gabetta würde das bloße Herzeigen ihrer linken Hand genügen, und die Ratefüchse wüssten Bescheid. Die grazile Argentinierin, die bei Basel lebt, hat nämlich Fingerkuppen von der Dicke ausgewachsener Trommelstöcke. Wer braucht so viel Hornhaut fürs Fingerspitzengefühl? Eine, die dicke Saiten zum Klingen bringen muss, heftig genug, dass man sie auch vor einem Orchester hört. Eine Cellistin. Doch längst müsste Lembkes Quartett im Falle Gabetta die berühmten Augenmasken tragen, denn die 32-jährige Virtuosin würde in der Sendung als Letzte auftreten, als „Prominente“.

Wie wenig sie auf derlei Zuschreibungen gibt, merkt jeder, der sie reden hört. Sol Gabetta liebt ihre Kunst vieltausendmal mehr als allen Ruhm der Welt. Weil sie so voller Begeisterung für Musik und Menschen ist, spricht sie auch auf Deutsch ohne Punkt und Komma. Beim diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festival ist sie der große Star. Sieben Wochen lang wird sie nahezu täglich im Land zwischen den Meeren sein, konzertieren, hören, reden, Freude verbreiten und künstlerische Exzellenz. Kinder? Keine. Zum Glück fehlen sie ihr nicht. „Ich bin einer der glücklichsten Menschen auf der Erde“, sagt sie. „Ich darf tun, was ich liebe, und berühre damit die Menschen.“